Wir verwenden Google Analytics um die Zugriffe und das Benutzerverhalten auf unserer Website analysieren zu können und unser Online-Angebot in Zukunft für Sie besser gestalten zu können. Dabei wird ihre IP-Adresse erfasst und pseudonymisiert gespeichert. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns die Erfassung erlauben. Sie können Ihre Entscheidung jederzeit auf unserer Datenschutzseite ändern.

✔ Erlauben ✘ Verbieten

Das baukulturelle Erbe der Steiermark erhalten -  Landeshauptmann Mag. Christopher Drexler

Die Steiermark ist ein Land der Kunst und Kultur mit einer besonderen Vielfalt und Reichhaltigkeit. Eine kulturelle Breite, die sich in besonderer Weise in vielen alten Gebäuden und historischen Bauwerken zeigt und unseren Dörfern und Städten einen besonderen Reiz verleiht.

Gleichzeitig kommt es immer wieder vor, dass diese Häuser, ohnehin schon schwierig zu erhalten, baufällig werden oder schlichtweg leer stehen, weil sie nicht mehr den aktuellen Ansprüchen an modernes Wohnen entsprechen. Genau hier setzt die Initiative „Wir beleben unser Land“ an und zeigt kreative und innovative Wege auf, wie es gelingen kann, diesen architektonischen und kulturellen Schätzen neues Leben einzuhauchen. Die Vorteile der Revitalisierung liegen auf der Hand: von der Rettung von Kulturgütern über die Stärkung des Handwerks und der Unterstützung der lokalen Wirtschaft bis zur Belebung der Ortskerne entsteht eine ganze Reihe an positiven Effekten aus der Erhaltung historischer Bauwerke.

Zudem leistet die Revitalisierung einen wichtigen Beitrag zum Schutz wertvoller Böden und fügt sich ideal in die zahlreichen Maßnahmen des Landes Steiermark gegen zu hohen Bodenverbrauch ein. Durch die Erneuerung und Attraktivierung von bisher leerstehenden oder nur teilweise genutzten Gebäuden sowie der auch damit einhergehenden Belebung von Ortskernen werden wertvolle Schritte gegen zusätzliche Bodenversiegelung unternommen.

Ich bin daher der Initiative „Wir beleben unser Land“ außerordentlich dankbar, dass sie sich für traditionelle Handwerkskunst, für die Sanierung sowie die Pflege alter Bauwerke einsetzt und Vorzeigeprojekte der Gebäude-Revitalisierung aus allen Regionen der Steiermark vor den Vorhang holt. Diese Initiative leistet einen wertvollen Beitrag, um historische Spuren zu sichern und das baukulturelle Erbe der Steiermark zu erhalten.

Kontakt für Rückfragen:

Foto Drexler: © Marija Kanizaj

Downloads
Beleben Vorwort Drexler PDF

Steirische Baukultur: lebendig, regional, nachhaltig -  Wohnbaulandesrätin Simone Schmiedtbauer

Unser steirisches Kulturland ist das Ergebnis von vielen Generationen harter Arbeit und kreativer Entfaltung. Kultur ist ein lebendiges Konstrukt, das erhalten und dabei beständig weiterentwickelt werden muss.

Besonders historische Gebäude bergen ein enormes Potenzial. Sie können durch unser heimisches Handwerk wachgeküsst werden, um weiterhin Sinn und Nutzen stiften und damit unsere Gemeinden und Regionen verschönern zu können.

Der ländliche Raum muss auch in Zukunft ein attraktiver Lebens- und Wirtschaftsraum sein. In der Baukultur sind wir mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, von leerstehenden Gebäuden in Ortskernen bis hin zu dem allmählichen Verschwinden traditioneller Handwerkstechniken. Hier ist es von entscheidender Bedeutung, dass Politik und Gemeinschaft gegensteuern. Das Land Steiermark unterstützt dieses Vorhaben bereits mit verschiedenen Fördermaßnahmen. Von der Sanierungsförderung NEU bis hin zu einem neuen Förderprogramm zur Ortskernstärkung haben wir vieles auf den Weg gebracht.

Es bedarf vieler Maßnahmen für eine lebendige Baukultur, vom Erhalt alter Bautechniken bis zu den richtigen Rahmenbedingungen für die Revitalisierung und Nutzung historischer Gebäude. Vor allem aber braucht es Handwerkerinnen und Handwerker sowie visionäre Bauherrinnen und -herren, die solche Projekte umsetzen. Die Initiative „Wir beleben unser Land“ setzt genau hier an und verfolgt das Ziel, die „lebendige Baukultur“ zu bewahren und weiterzuentwickeln.

Ich danke ihnen und allen, die an der Gestaltung dieses Werkes mitgearbeitet haben, wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und bei der Entdeckung unserer lebendigen Baukultur!

Kontakt für Rückfragen:

Foto Schmiedtbauer: © Christa Strobl

Downloads
Beleben Vorwort Schmiedtbauer PDF

Wir bewegt mehr -  KR MMag. Martin Schaller

Lebendige Regionen erkennt man an tatkräftigen Menschen, an intakten Orten und vielfältigen Bauwerken. Bestens ausgebildete Fachkräfte in engagierten Betrieben erhalten sie und gestalten immer wieder neue Objekte. Ihre Leistungen brauchen starke Partner, die das WIR als engagierter Teil der Wirtschaft und der Gesellschaft leben.

Die Raiffeisen-Landesbank Steiermark ist daher in vielen Rollen gestalterisch aktiv und schafft Mehrwert im Land. Zum Beispiel als digitale Regionalbank, die Privat- und Firmenkund:innen als verlässlicher und kompetenter Partner begleitet. Oder als Arbeitgeber, der eine große Bandbreite an interessanten Berufsbildern bietet und bei dem Mitgestaltung und Wertschätzung gelebte Praxis sind. Oder als Treiber für Innovation und Transformation, der sein eigenes Leistungsportfolio laufend erweitert und selbst in nachhaltige Zukunftsunternehmen und Projekte investiert. Oder als Teil der Gesellschaft, in der wir unsere soziale Verantwortung beispielsweise mit dem „WIR hilft“ Sozialfonds wahrnehmen.

Unsere Berater:innen sind täglich vor Ort. Sie stehen im persönlichen Austausch mit unseren Kund:innen und achten dabei auf heimische Wertschöpfung. Immerhin ist jede:r zweite Steirer:in Raiffeisenkund:in und mehr als 66.000 Unternehmen in der Steiermark werden von Raiffeisen betreut. In einer Zeit großer Umbrüche und immer schneller ablaufender Digitalisierungs- und Transformationsprozesse vertrauen wir auf die menschliche Gestaltungskraft durch Kreativität, Ideen und Innovationen.

Sichtbar werden diese Bemühungen sehr oft in Form von Bauwerken. Das völlig neu gestaltete Raiffeisenhaus in der Grazer Innenstadt ist ein solches Beispiel. Hier kommen Menschen in ihrem Geschäftsalltag, bei der Arbeit, aber auch in ihrer Freizeit zusammen, beschreiten neue Wege und gestalten wirksame Lösungen.

Dieses Magazin zeigt noch viele andere, sehr unterschiedlichste Beispiele, wie es uns gemeinsam gelingt, Tradition und Innovation, Ursprünglichkeit und Visionen nachhaltig und in moderner Form zu verbinden. Lassen Sie sich beim Lesen überraschen und inspirieren!

Downloads
Beleben Vorwort Schaller PDF

Alte Schätze neu genutzt - BM Michael Stvarnik

Als „ungehobenen Schatz“ bezeichnet der Baumeister Michael Stvarnik alte Bausubstanzen. Sie müssten wieder richtigem Nutzen zugeführt werden.

 

 Michael Stvarnik war mit 23 Jahren der jüngste Baumeister Österreichs. Heute ist er steirischer Landesinnungsmeister und hat sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben.

Herr Stvarnik, was verstehen Sie unter Nachhaltigkeit beim Bauen?
Stvarnik: Für mich zählt dazu ein schonender Umgang mit Ressourcen, eine effiziente und langfristige Nutzung der Bauwerke, die richtige Wahl des Bauplatzes und der Baumaterialien sowie die Möglichkeit zum Rückbau und Recycling.

Und wenn man Nachhaltigkeit im großen Stil sieht, im Hinblick auf Dörfer und Städte?
In unseren oft mittelalterlichen Zentren sind alte Bausubstanzen vielfach ungehobene Schätze. Es gilt, diese Städte und Dörfer mit Leben zu erfüllen und die Bausubstanz wieder dem richtigen und vor allem einem sinnvollen Nutzen zuzuführen. Die Geschäftsflächen sollen aktiviert werden, damit Wirtschaftstreibende zurückkehren, Wohnraum in den Städten und Dörfern gehört attraktiviert, um der Versiegelung entgegenzuwirken. Davon profitiert auch die Gesellschaft.

Wie könnte das aussehen?
Zunächst wird erforderlich sein, die Gebäudesubstanz zu prüfen und zu schauen, welche Chancen diese birgt. Die weitere Planung hängt natürlich vom gesamten Erscheinungsbild oder vom Stadtbild ab. Hier kann es vonnöten sein, das Ensemblebild in der Straße zu belassen, dafür Hinterhofflächen zu adaptieren. Damit lässt sich Wohnraum schaffen, ohne die Gebäudefronten zu verändern. Bezüglich der Dichte, die angibt, welche Baumaße auf welcher Fläche sich befinden, fordert die Bauwirtschaft schon länger, diese zu erhöhen. Damit lässt sich in die Höhe erweitern oder Innenhöfe bebauen. Das wiederum schafft Wohnraum, ohne neue Flächen zu versiegeln.

Welchen Rat haben Sie an künftige Bauherren?
Sich nicht allzu viel Zeit für die Entscheidung zu lassen, alte Bausubstanz wird nicht besser, wenn gut Ding auch Weile braucht. So ein Projekt benötigt enormes Fachwissen, sowohl planerisch als auch in der Ausführung. Die Bauwirtschaft legt einen großen Wert auf die Ausbildung, unsere Fachkräfte verfügen über historisch gelerntes Fachwissen, um mit alter Bausubstanz richtig umgehen zu können.

Was werden die Herausforderungen Ihrer Branche in nächster Zukunft sein?
Arbeitskräftemangel, stark gestiegene Baustoffpreise und Lohnkosten sowie Konjunktureinbruch sind unsere großen Herausforderungen. Das sind leider keine Parameter, die wir beeinflussen können. Lediglich im Bereich der Wahl der Bausysteme und Baustoffe können wir aktiv Alternativen erarbeiten. Daher ist es umso wichtiger, dass der Baumeister so früh als möglich in ein Projekt eingebunden wird, da er über die erforderlichen Kenntnisse verfügt, ein Bauprojekt mit akzeptablen Kosten für den Bauherrn umzusetzen.

Wenn wir von lebenswertem Wohnraum sprechen, was ist hier Ihrer Meinung nach wichtig?
Es geht um leistbaren Wohnbau, und der hat viele Väter. Im Laufe der Zeit haben sich die Grundstückskosten zu einem wesentlichen Teil der Gesamterrichtungskosten entwickelt. Hier beginnt die Raumplanung mit der Optimierung der Ver- und Entsorgungen, der Erschließungen und der Dichtebestimmungen sowie der Grundstückskonfigurationen und legt den Grundstein für zukünftig leistbaren Wohnbau. Überbordende Vorschriften im baurechtlichen und technischen Bereich verteuern und müssen radikal zurückgenommen werden. Die steirische Bauinnung bekennt sich zu leistbarem Wohnraum, der einen nicht unwesentlichen Bestandteil unseres sozialen Friedens, unseres Zusammenseins darstellt. Daher haben wir das Forschungsprojekt „Wohnbau – radikal neu gedacht“ ins Leben gerufen und erarbeiten in Zusammenarbeit mit Universitäten, Institutionen und Fachleuten Alternativen und Lösungsvorschläge, die wir dann der Politik zur Umsetzung überreichen werden. •

Kontakt für Rückfragen:

Landesinnungsmeister TechnR Bmstr. Ing. Michael Thomas Stvarnik

Körblergasse 111-113
8010 Graz, Österreich

Telefon: +43 316 601 487
Fax: +43 316 601 304
E-Mail: baugewerbe@wkstmk.at

Downloads
Beleben Beitrag Stvarnik PDF

Für das Bauen von morgen gerüstet sein - Mag. Dr. Bernd Haintz

Hohe Baukosten, strenge Finanzierungsregeln und Klimaschutz zwingen die Baubranche, neue Wege zu beschreiten. Wie diese aussehen könnten, erklärt WKO-Innungsgeschäftsführer Bernd Haintz.

 

Was schon vor vielen Jahren angedeutet wurde, zeigt sich nun in der Praxis: Das klassische Einfamilienhaus ist rückläufig. Hohe Baukosten und verschärfte Finanzierungsregeln erschweren vielen Menschen den Traum vom eigenen Haus. Bernd Haintz, WKO-Innungsgeschäftsführer Bauhandwerk, sieht zudem eine neue Generation nachkommen, die über Wohneigentum anders denkt. Zugleich zeigt sich seit der Pandemie ein Trend in Richtung Wohnen im Grünen. Hier erleben die Gemeinden an den Stadträndern einen enormen Zuzug.

Herr Haintz, wo sehen Sie die großen Herausforderungen für die Bauwirtschaft?
Haintz: Wenn wie aktuell der Bau von Mehrgeschoßern stark zurückgeht, müssen zum Zwecke der betrieblichen Auslastung die Aufträge diverser werden bzw. kleinere Arbeiten diesen Ausfall substituieren. Für die Betriebe ist das eine logistische Herausforderung, weil bei kleineren Aufträgen, etwa bei der Badsanierung oder dem Dachgeschoßausbau, der Aufwand im Vergleich zum Deckungsbeitrag wesentlich höher ist. Dann wird die Digitalisierung der Branche einen Schub verleihen. Es zeigt sich, z. B. im Holzbau, wie effizient die Digitalisierung eingesetzt werden kann. Kürzlich wurde in diesem Ausbildungsberuf ein viertes Lehrjahr angehängt, weil die Ausbildung mit CAD oder CNC um so viel breiter wurde. Die ganze Vorfertigung läuft computergestützt.

Gibt es für den klassischen Bau auch schon solche Lösungen?
Der Grad der Vorfertigung ist auch hier gestiegen, jedoch bei Weitem nicht dort, wo wir aktuell im Holzbau sind. Und klar ist der kleine Handwerksbetrieb mit dem Thema sehr gefordert. Doch beim Holzbau ist durch den hohen Vorfertigungsgrad selbst ein kleinerer Betrieb bereits jetzt in der Lage, einen Mehrgeschoßer zu errichten, weil die Elemente gebrauchsfertig geliefert werden können. Vielleicht erhält ein Dachdecker in Zukunft große Dachelemente geliefert wie im Fertigteilbau. Fakt ist: Arbeit selbst wird teurer, Arbeitskräfte stehen immer weniger zur Verfügung, hier wird sich einiges tun müssen. In wenigen Jahren sind die Babyboomer weg. Würden Betriebe mehr Mitarbeiter beschäftigen können, hätten sie auch mehr Umsatz. Arbeit wäre da.  

Worauf wird es in Hinkunft ankommen müssen, um Mitarbeiter zu finden?
Auch kleine Betriebe werden sich mit Employer Branding auseinandersetzen. Wir haben dazu unterstützende Programme. Ein wichtiger Punkt werden auch die Schnittstellen, eine gute Arbeitsvorbereitung und Arbeitsausführung sein. Mitarbeitern muss klar und einfach kommuniziert werden, wie sie ihre Arbeit verrichten sollen, sie müssen auch vermitteln können, was sie brauchen, um gut arbeiten zu können. Nur so kann Produktivität gesteigert werden, nur so können weniger Mitarbeiter das Bestmögliche herausholen. Es wird dazu ein aktiveres Vorgehen am Ausbildungssektor erforderlich sein. Besser identifiziert und verbunden werden müssen die gesamten Schnittstellen, das würde der gesamten Branche zuträglich sein. Wir haben hier einen großen Plan: Einmalig im deutschen Sprachraum wollen wir eine Schulungsplattform installieren, in der alle, die mit dem Thema Holz zu tun haben, involviert sind. Sowohl der Zimmermeister, der Tischler, aber auch der Steinmetz, der in der Küche die Steinplatte montiert, oder der Trockenbauer, der im Dachgeschoß die Gipskartonplatten anbringt, der Elektriker, Planer, Bauphysiker – alle Beteiligten finden auf der Plattform das Know-how, das sie brauchen. Damit seine Studierenden den Holzbau von Grund auf lernen, schickt etwa Prof. Schickhofer von der TU Graz seine Studierenden in die Berufsschule nach Murau, wo diese handwerklich eingebunden werden.

Ist es denkbar, dass sich künftig Handwerker an den Schulen nach Personal umsehen, wie es große Betriebe bereits praktizieren?
Das wird vermutlich im großen Stil nicht funktionieren, weil der Chef dann ja im Betrieb fehlt. In diesem Zusammenhang ist wichtig zu erwähnen, dass sich bei jungen Menschen einiges geändert hat. Für sie ist nicht mehr die Bezahlung am wichtigsten, sie wünschen sich ein gutes Betriebsklima und wollen sich im Unternehmen wohlfühlen. Junge Menschen suchen Sinn in dem, was sie tun. Im Holzbau beispielsweise ist die Zahl der Lehrlinge zuletzt leicht gestiegen, das führe ich darauf zurück, dass Holz als Baustoff boomt. Es gibt durchaus einen Imagetransfer auf junge Menschen, auf die Lehre. Ich höre oft, dass Betriebe ihre Mitarbeiter eine Baustelle von Anfang bis zum Ende betreuen lassen, damit diese erkennen, was sie geschaffen haben. Das sind bleibende Erinnerungen. Jeder Handwerker kann sich noch an das Haus oder an Bauteile erinnern, die er selbst vor Jahrzehnten geschaffen hat.

Man sagt der Baubranche nach, schwerfällig zu sein. Wo müssten die Unternehmer selbstkritischer in den Spiegel schauen?
Man muss schon sagen: Die vergangenen 15 Jahre waren enorm erfolgreich für die Baubranche. Nun gibt es ein geändertes gesamtwirtschaftliches Umfeld, neue Themen und Produkte. Die Unternehmen täten gut daran, sich besser zu vernetzen, Erfahrungen auszutauschen, neue Benchmarks zu identifizieren und diese genauer zu beleuchten. Bauen wurde enorm komplex: Ein Dachdecker wird neue Kenntnisse und eventuell zusätzliche externe Experten brauchen, um entscheiden zu können, ob ein Dach für eine PV-Anlage geeignet ist, der Haustechniker muss heute in puncto Materialien viel mehr wissen, der Bodenleger braucht neues Know-how, um Estriche bestmöglich dämmen zu können. Gewerkeübergreifende Vernetzung ist hier angesagt. Gerade im Bereich Klimaschutz braucht es ein Umdenken. Natürlich ist ökologisches Bauen ein wachsendes Geschäftsfeld. Aber hier liegt die Krux: Fragt man jemanden auf der Straße, ob er für Klimaschutz ist, wird er vermutlich mit Ja antworten. Bei der Frage, ob er bereit ist, dafür auch Geld aufzuwenden, sieht die Sache etwa bei der Auswahl an Materialien  anders aus.

Wie ließe sich das Problem lösen?
Auch wenn Förderungen bezahlt werden, bleibt ein Eigenanteil. Hier wird noch einiges an Umdenken erforderlich sein müssen, auch vonseiten der Gewerbe und Handwerksbetriebe wird der erforderliche Beratungsaufwand unweigerlich steigen. •

Kontakt für Rückfragen:

Landesinnungsgeschäftsführer Dr. Haintz

Körblergasse 111-113
8010 Graz, Österreich
Zimmer: 233

Telefon: +43 316 601 473
Fax: +43 316 601 300
E-Mail: bernd.haintz@wkstmk.at

Downloads
Beleben Beitrag Haintz PDF

Holzbau ist Klimaschutz - DI Oskar Beer

Beim Holz gibt es entlang der Wertschöpfungskette keinen Abfall. Kreislaufwirtschaft, Recycling und
Re-Use sind bei diesem Werkstoff möglich wie bei keinem anderen. Und Wald gibt es in Österreich zur Genüge.

 

Holz als Baustoff liegt im Trend. Weil Klimaschutz in Zukunft gerade beim Bauen wichtig sein wird, setzen immer mehr Bauherren auf diesen Werkstoff. Aus guten Gründen: Zunächst gibt es entlang der Wertschöpfungskette keinen Abfall, die Nebenprodukte der Sägeindustrie werden als Platten und Papier verarbeitet, am Ende der Nutzungskaskade kann das Produkt thermisch verwertet und zur Gewinnung von Energie und Wärme genutzt werden. Der Baum und später das Holzhaus speichern CO2 aus der Atmosphäre. Mit einem Waldanteil von mehr als 60 Prozent und dadurch mit ausreichend Ressourcen an Holz, Wasser und Kulturlandschaft ausgestattet, ist die Steiermark hervorragend für die Zukunft gerüstet, ist der Zimmermeister Oskar Beer überzeugt. „Dieses Potenzial des nachwachsenden Rohstoffes müssen wir nutzen. Wir zeigen damit vor, wie wir mit unserer Kreislaufwirtschaft aktiven Klimaschutz betreiben. Es ist höchste Zeit, dass wir aus unseren Abhängigkeiten von Gas, Kohle und Öl rausgehen – Holz ist aktiver Klimaschutz.“

Holzbau ist zudem flexibel. Gerade bei anstehenden Thematiken wie der Verdichtung lässt sich mit dem Baustoff schnell reagieren und bauen. Für alle Beteiligten inklusive der Nachbarn bedeutet das kürzere Bauzeiten und somit auch eine geringere Beeinträchtigung der Lebensqualität. „Mit einer guten Planung lässt sich auch mit kleineren Budgets vieles bewerkstelligen“, betont Oskar Beer. Der Baustoff ist mittlerweile so ausgereift, dass auch große Spannweiten bis sechs Metern möglich sind, doch auch hier braucht es eine fachgerechte Planung, nicht zuletzt um der Statik willen. Das ist besonders wichtig im Bereich der Nachverdichtung im städtischen Bereich, wo es etwa gilt, bei statisch ausgereizten Gebäuden die optimale Dimension für Aufbaukonstruktionen zu erreichen. Auch im Einfamilienhausbereich kann Holz viel leisten: Weil mit den verschärften Kreditbedingungen und den gestiegenen Zinsen das Einfamilienhaus für viele nicht mehr leistbar ist, setzen bereits jetzt Familien auf „Generationenwohnen“: Mit Holz lässt sich im Einzelhausbereich relativ unproblematisch ein weiteres Geschoß aufsetzen, mit eigenem Eingang und der Ausrichtung in unterschiedliche Himmelsrichtungen wären völlig abgetrennte Wohneinheiten möglich, sagt Oskar Beer. Eine Win-Win-Situation, ergänzt er: Familien können ein unterstützendes Miteinander leben, räumlich sind die Wohneinheiten jedoch so angeordnet, dass eine klare räumliche Trennung gegeben ist. Auch ästhetisch lässt sich mit Holz gut arbeiten: Mit Brettsperrholz sind auch auskragende Elemente möglich, etwa überdachte Terrassen im oberen Geschoß. Moderne Verbindungstechniken beseitigen auch das Problem der Schallübertragung, das dem Holz als Baustoff lange Zeit nachhing.

Die vergangenen Monate zeigen einen klaren Trend auf: Während sich bei den Holzbaumeistern die Anfragen für Neubauten halbierten, haben sich die für Wohnraumerweiterung und Aufstockung verdoppelt. Auch im Sinne des Klimaschutzes sei dies eine gute Entwicklung, betont Oskar Beer: Mit Wohnraumerweiterung erspart man sich Grundkauf, Erschließungs- und Anschlusskosten und letztlich auch eine neue Versiegelung. Bei der Wohnraumerweiterung lässt sich zudem das Heizsystem kostengünstiger modernisieren und für die zweite Wohnung erweitern. A propos klimagerechtes Bauen: Hier zeigt sich laut Oskar Beer auch eine Tendenz zurück zum Satteldach, nicht zuletzt, damit Meteorwasser besser abfließen kann. Insgesamt freut er sich über die Entwicklung in den vergangenen Jahren, die Holz zum Klimaschutz-Baustoff avancieren ließ. „In den Köpfen der Bauherren ist schon verankert, dass es sich dabei um einen modernen Werkstoff handelt, mit dem Passivhausstandard möglich ist.“  •

Kontakt für Rückfragen:

Landesinnungsmeister DI Oskar Beer

Körblergasse 111-113
8010 Graz, Österreich

Telefon: +43 316 601 485
Fax: +43 316 601 300
E-Mail: holzbau@wkstmk.at

Downloads
Beleben Beitrag Beer PDF

Damit das Dach auch richtig schützt -  KommR Helmut Schabauer

Klimaschutz beginnt schon beim Dach. Es muss nicht nur vor Extremwetterereignissen schützen, sondern auch eine PV-Anlage tragen können. Nicht immer wird das bedacht.

 

Ein Dach ist mehr als nur Schutz vor Sonne, Regen oder Kälte. Dächer prägen Regionen und Städte, wie zum Beispiel Graz. In niederschlagsreichen Gebieten findet man eher steile Dächer, in trockenen Zonen sind sie entsprechend flacher. Traditionell gefertigte und gepflegte Dächer sind widerstandsfähig, die Holzdächer auf Jahrhunderte alten Bauernhäusern genauso wie die Ziegeldächer der Grazer Altstadt. Sie werden jährlich gewartet und wenn nötig repariert, doch auch dort sei man vor extremen Wettereinflüssen nicht geschützt, sagt der steirische Landesinnungsmeister der Dachdecker, Glaser und Spengler, Helmut Schabauer.

Mit welchem Material ein Dach gedeckt wird, ist heute – soweit der Ortsbildschutz nichts anderes vorschreibt – Geschmackssache. Neue Anforderungen stellen hingegen die Klimaveränderungen. Zum einen muss ein Dach widerstandsfähiger bei Extremwetterereignissen sein, zudem stabil und tragfähig für Photovoltaik-Anlagen. Mit den zuletzt gestiegenen Energiekosten wollen immer mehr Menschen ihren eigenen Strom produzieren, 2022 wurden laut Umweltministerium um 36 Prozent mehr Anlagen installiert als im Jahr zuvor. Die Paneele sind rasch montiert, das Geldbörserl freut’s, den Dachexperten manches Mal weniger. Helmut Schabauer regt hier zu mehr Gründlichkeit in der Planung an. Oftmals werde eine PV-Anlage auf ein Dach installiert, das seine Hauptlebensdauer bereits hinter sich habe. „Wenn eine Solaranlage eine Nutzungsdauer von 35 Jahren hat, das Dach sich aber am Ende seiner Lebensdauer befindet, ist die Arbeit umsonst“, sagt er. Hausbesitzer sollten vor Montage einer PV-Anlage unbedingt auch die Tragfähigkeit des Daches überprüfen lassen. Was Schabauer zudem missfällt: „Überall wird für eine rasche und unkomplizierte Montage solcher Anlagen geworben, die Sicherheitsmaßnahmen für das Arbeiten am Dach hingegen werden mitunter nicht eingehalten“, erklärt Schabauer. Dazu sollte man wissen: Ein Handwerker, der sich beim Sturz vom Dach schwer verletzt, weil keine entsprechende Sicherung vorhanden ist, kann es dem Hauseigentümer im Regressfall teuer zu stehen kommen.

Für Menschen, die neu bauen oder ihren Wohnraum erweitern, hat Helmut Schabauer folgenden Rat: „Wir werden in Zukunft mit einer Zunahme von Starkregenereignissen rechnen müssen, das heißt, ein Dach muss die großen Mengen an Wasser rasch abtransportieren können.“ Dies sollte auch bei der Entscheidung, ob ein Schräg- oder Flachdach gewählt wird, mitbedacht werden, für Schabauer ist das Steildach hier die beste Lösung. Geht es um die Prävention vor Sturmschäden, beginne die gewissenhafte Arbeit schon beim Einsatz aller beteiligten Professionisten am Dach, betont der Innungsmeister, der den Dachstuhl entsprechend verankern muss. Nicht selten fliegen ganze Blechdächer mit Unterkonstruktionen durch die Gegend, was sich jedoch vermeiden ließe, betont Schabauer. „Eine Befestigung nach den gängigen Normen hält für gewöhnlich starke Stürme aus.“  

Ein gutes Dach hält zudem die Wärme im Haus beziehungsweise leitet ein Zuviel an Hitze ab. Bis zu 30 Prozent der Energie können über ein schlecht gedämmtes Dach entweichen. Soll ein altes Dach durch ein Kaltdach ersetzt werden, ist zunächst zu prüfen, ob die Statik des Dachstuhles für einen weiteren Aufbau (etwa ein Kaltdach) geeignet ist. Eine Dampfbremse verhindert das Eindringen von Raumluftfeuchte in die Konstruktion und verlängert die Lebenszeit des Dachstuhles. Auch bei der Deckung gilt es, auf Langlebigkeit zu schauen, betont Helmut Schabauer. Einmal pro Jahr empfiehlt er eine Begutachtung beziehungsweise Dachwartung, um Schäden aufzunehmen, Reinigungsarbeiten durchzuführen, etwa Dachrinnen, Ablaufrohre oder Gullys zu säubern.

Zuletzt ein wichtiger Hinweis, nachdem viele Häuser noch mit asbesthaltigen Dachelementen gedeckt sind: Diese alten Eternitdächer dürfen nicht mit Hochdruckreiniger gesäubert werden. Die Oberflächenbeschichtung baut sich im Laufe der Zeit ab und legt Asbestfasern frei, die gesundheitsgefährdend sein und das Erdreich kontaminieren können. Innungsmeister Schabauer: „Für alle Hausbesitzer mit solchen Dächern kann ich nur raten: Denken Sie über ein neues Dach nach und lassen Sie das alte Dach vom Profi nach den Asbestrichtlinien entsorgen. Es gibt immer wieder Dachhersteller-Aktionen, die diese Entsorgungskosten übernehmen.“ •

Kontakt für Rückfragen:

Landesinnungsmeister KommR Helmut Schabauer
Dachdecker, Glaser und Spengler, Landesinnung, Wirtschaftskammer Steiermark

Körblergasse 111-113
8010 Graz, Österreich

Telefon: +43 316 601 364
Fax: +43 316 601 300
E-Mail: igfhaintz@wkstmk.at

Downloads
Beleben Beitrag Schabauer PDF

Der zweite Blick -  Hannes Koudelka

Eine unter Denkmalschutz stehende Schule in St. Barbara im Mürztal wurde revitalisiert und einer neuen Nutzung zugeführt. Ein spannender Lernprozess für alle Beteiligten.

 

Nicht immer ist auf den ersten Blick ersichtlich, warum ein Gebäude unter Denkmalschutz steht. Beim alten Mittelschulgebäude in St. Barbara im Mürztal war das für viele Bürgerinnen und Bürger wohl auch so. Es handelt sich um ein typisches Schulgebäude der Nachkriegsmoderne, mit Alufenstern und Eternitfassade. Um die Erhaltungswürdigkeit verstehen zu können, muss kurz auf die Geschichte des Planers Ferdinand Schuster eingegangen werden. Er war ein prägender Architekt der Nachkriegszeit, Architektur war für ihn nicht nur eine formale Gestaltungssache, er sah als „Anwalt der Menschen“ auch eine gesellschaftliche Verantwortung beim Planen von Gebäuden. Architektur hatte für ihn zur Verbesserung des Lebensumfeldes beizutragen. Ferdinand Schuster gilt als Pionier in einer Zeit, in der mit knappen finanziellen Mitteln viele neue Einrichtungen für das moderne Leben geschaffen werden mussten. Die Schule in St. Barbara ist optisch und bautechnisch zwar ein Zweckbau, bemerkenswert ist vor allem die symmetrische Raumaufteilung in U-Form, wodurch die Klassenzimmer Licht von zwei Seiten bekamen.

Bis 2011 diente sie als Mittelschule, durch die Schulzusammenlegung wanderte sie nach Mitterdorf ab. Das Gebäude, das der Gemeinde gehört, stand leer. Als Bedarf für eine Einrichtung für betreutes Wohnen bestand, überlegte man im Gemeinderat, dafür das Schulgebäude zu nutzen. Die Vorbereitungen und Berechnungen seien aufwendig gewesen, sagt Hannes Koudelka, er ist Landesinnungsmeister der Maler und war damals als Vizebürgermeister der Gemeinde in die Planung eingebunden. Einiges von dem, was man ursprünglich geplant hatte, habe man aufgrund des Denkmalschutzes nicht umsetzen können. In einem Flügel findet nun betreutes Wohnen Platz. Weil der örtliche Kindergarten in die Jahre gekommen war, entschied die Gemeinde, diesen im zweiten Flügel unterzubringen, statt einen neuen Kindergarten zu errichten. „Die Idee gefiel uns, einerseits weil es eine tolle Nachnutzung ist und zudem Jung und Alt zusammenbringt“, sagt Koudelka.

Das Gebäude wurde revitalisiert und auf den neuesten Stand gebracht, Alufenster und Fassade durften aufgrund der Denkmalschutzverordnungen nicht verändert werden. Integriert wurde zudem ein Turnsaal, den Vereine oder die Bürgerinnen und Bürger nutzen können. Mit Archivfotos habe man den ursprünglichen Zustand rekonstruiert, in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt sei aus dem Gebäudealtbestand das bestmöglich Neue entstanden. Für Hannes Koudelka als Maler bedeutete das, die Farbgebung nach den damaligen Methoden zu gestalten, Schäden im Verputz zu beheben, die beschädigten Eternitplatten auszutauschen und neu zu beschichten. Für die Langlebigkeit wurden Silikonfarben verwendet. Im Kindergarten setzte sich der gewissenhafte Umgang mit Farben fort, um für die Kinder einen gesunden und farblich ansprechenden Raum bereitzustellen. Entstanden ist ein multifunktionaler Bau, dessen Baugeschichte und Bautechnik für alle bei den Revitalisierungsarbeiten beteiligten Gewerke interessant gewesen seien, betont der Innungsmeister. „Auch wenn damals günstig gebaut werden musste, beispielsweise die Statik oder die Anbindungen, die keine Risse entstehen ließen, waren bemerkenswert“, betont Koudelka.

Im Nachhinein sei die Revitalisierung eine sehr gute Entscheidung gewesen, sagt Koudelka. Ohne neue Flächen versiegeln zu müssen, wurde ein mitten im Ort gelegenes Gebäude erhalten und damit auch ein Stück (Architekur-)Geschichte. Der in die Jahre gekommene und ebenfalls zentral neben der Kirche gelegene Kindergarten soll ebenfalls nachgenutzt werden: Dort sind neue Wohnungen geplant. Die strikten Vorgaben des Bundesdenkmalamtes, dass etwa die Alufenster bestehen bleiben mussten, könne man zwar hinterfragen, sagt Hannes Koudelka, Denkmalschutz sei dennoch wichtig und habe seine Berechtigung. Sonst laufe man Gefahr, ein altes Gebäude dem Verfall preiszugeben, weil die finanziellen Mittel nicht vorhanden sind, um es in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Soll weniger versiegelt werden, würden Fragen zur Nachnutzung wichtiger, ist der Innungsmeister überzeugt, das Bundesdenkmalamt seit hierzu ein fachkundiger Partner. „Es braucht bei Projekten wie diesen eine gute Zusammenarbeit, innerhalb der Gewerke und auch mit dem Bundesdenkmalamt“, sagt Koudelka. Die Kooperation mit diesem ist ihm auch in der Ausbildung wichtig, „damit unsere Leute lernen, auf die Substanzen zu schauen. Das bringt Fachkenntnis und das macht schließlich auch den Fachmann aus.“ •

Kontakt für Rückfragen:

Landesinnungsmeister Hannes Koudelka
Maler und Tapezierer, Landesinnung, Wirtschaftskammer Steiermark

Körblergasse 111-113
8010 Graz, Österreich

Telefon: +43 316 601 485
Fax: +43 316 601 300
E-Mail: maler_tapezierer@wkstmk.at

Downloads
Beleben Beitrag Koudelka PDF

Revitalisieren, aber richtig!  - KommR Johann Reisenhofer

Johann Reisenhofer liebt es, alte Gebäude zu revitalisieren. Er ist überzeugt: Bei guter Planung ist das günstiger als der Abriss und anschließende Neubau.

 

Alte Gebäude gehören wertgeschätzt, genau dort setzt das Land Steiermark mit seiner Initiative „Steirische Wahrzeichen“ an. Jedes Jahr wird prämiert, was in Dörfern, Märkten und Städten stilprägend ist. Und das sind in erster Linie die historischen Gebäude, sie stiften Identität und bedeuten Beständigkeit. Johann Reisenhofer ist Bauunternehmer und Stuckateurmeister und hat seine Leidenschaft darin gefunden, aus altem Gemäuer neuen Wohnraum zu schaffen. In Gleisdorf revitalisierte er zum Beispiel zwei Bürgerhäuser, eines davon bewohnt er selbst, in Eggersdorf hauchte er einem Bauernhof neues Leben ein. Ihn fasziniert dabei die rationelle und kostensparende Bauweise, die man schon vor Hunderten von Jahren anwendete. Auch seien alte Häuser in der Regel besser thermisch sanierbar als man gemeinhin glaube, sagt Reisenhofer. Der Behauptung, es sei günstiger, ein altes Gebäude abzureißen und stattdessen neu zu bauen, widerspricht er vehement. „Ich habe gern Altbauten gekauft und saniert, auch wenn mir mancher Laie zu verstehen gab, dass für das jeweilige Haus geschenkt auch noch zu teuer ist. Letzten Endes konnte ich die Objekte stets mit Gewinn weiterveräußern.“

Vor der Entscheidung, ein Gebäude zu revitalisieren, brauche es eine umfassende Expertise über dessen Zustand, sagt Reisenhofer. Hier sollte man von Beginn an gründlich planen und das Gebäude mit einem sachkundigen Experten besichtigen. In rund drei Stunden und wenigen Hundert Euro lasse sich eine relativ genaue Zustandsbeschreibung anfertigen. Für eine erfolgreiche Revitalisierung müssten vor allem zwei Dinge gewährleistet sein: die Statik und die Trockenheit des Gebäudes. Feuchtigkeitsschäden ließen sich relativ rasch bei den Innenwänden ausmachen, wenn sich der Verputz zu lösen beginnt. Von den vielen Schichten Verputz an den Innenmauern sollte man sich nicht abschrecken lassen, betont Johann Reisenhofer, allerdings gehörten diese komplett entfernt, damit die Wände wieder atmen können. Feuchtigkeit im Holz lockt Holzwürmer an, darauf sollte beim Besichtigen des Gebäudezustandes unbedingt geachtet werden. Nicht selten betreffe das die Geschoßdecken, die bei alten Gebäuden aus Holz bestehen. „Es ist dringend ratsam, den Verputz zu öffnen, um zu prüfen, ob das Holz schadlos ist. Solche Schäden zu beheben würde bedeuten, nachträglich Teilbereiche von Holzkonstruktionen öffnen und reparieren zu müssen, und das kostet ein Vermögen“, sagt der Bauunternehmer.

Der leidenschaftliche Revitalisierer Johann Reisenhofer bedauert die aktuelle Entwicklung: Nach wie vor werden zu viele alte, aber erhaltungswürdige Häuser weggerissen. Zum einen, weil das dahintersteckende Potenzial und der Wert nicht erkannt werden, zum anderen, weil jene Fachkräfte weniger werden, die fachgerecht einschätzen können, ob ein Gebäude revitalisierungsfähig ist oder nicht. „Gerade bei Revitalisierungen braucht es jemanden, der sich Aussagen tätigen traut und der vor allem eine Vorstellung hat, wie das Endergebnis aussehen könnte“, betont Reisenhofer. Schmunzelnd fügt er hinzu: „Es empfiehlt sich, ältere Gebäude mit älteren Experten zu besichtigen. Die sind in der Regel mutiger und hängen nicht ganz so an der Önorm.“

Für ihn ist gerade das Individuelle an alten Gebäuden reizvoll, die Tatsache, dass jede Tür, jedes Fenster Maßarbeit ist. „Was nicht der Önorm entspricht, interessiert viele Menschen nicht. Es ist nicht alles schlecht, was nicht genormt ist“, betont Reisenhofer. Der Bauunternehmer rät hier auch zu mehr Toleranz gegenüber der Tatsache, dass es sich um alte Gebäudesubstanz handelt. Er wohnt selbst in einem Gründerzeithaus, das er vor acht Jahren revitalisiert hat. Einen Haarriss in der Mauer sieht er entspannt: Gerade das mache Altbau nun einmal charmant, solche kleinen Bauschäden sollten nicht als Problem gesehen werden. „Das gehört zur Patina.“ •

Kontakt für Rückfragen:

Landesinnungsmeister KommR Johann Reisenhofer
Bauhilfsgewerbe, Landesinnung, Wirtschaftskammer Steiermark

Körblergasse 111-113
8010 Graz, Österreich

Telefon: +43 316 601 364
Fax: +43 316 601 300
E-Mail: Bauhilfsgewerbe@wkstmk.at

Downloads
Beleben Beitrag Reisenhofer PDF

„Fit für die Digitalisierung machen“ - KommR Ing. Johann Hackl

Johann Hackl ist Landesinnungsmeister der Schmiede und Schlosser. Die Zukunft seiner Berufsgruppe sieht er darin, sich stärker am technischen Fortschritt auszurichten.

 

Herr Hackl, was ist für Sie das Spannende an dem ältesten Beruf der Welt und am Schmiede- und Schlosserberuf von heute?
Hackl: Weil es sich gestern wie heute um Handwerker handelt, die faktisch für die Überleitung historischer Bauten und Baustile zu modernen Objekten verantwortlich sind. Der Schmied überbrückt als Verbindungsglied alte Baustile mit modernen Elementen. Nur so ist die Revitalisierung von alten Bausubstanzen möglich.

Wo sehen Sie die Zukunft der Branche?
In der Digitalisierung. Hier darf die Branche keinesfalls den Anschluss verpassen. Wir müssen bei der Digitalisierung schleunigst mitmachen, sonst fährt der Zug ohne uns ab. Im Baubereich wird bei Ausschreibungen von Gewerken immer öfter verlangt, auf digitalen Plattformen mitzuplanen und mitzuwirken. Wer dazu nicht in der Lage ist, wird von Verfahren ausgeschlossen und muss damit rechnen, keine Aufträge mehr zu bekommen.

Wie sehen Sie den Fachkräftemangel in Ihrer Branche?
Wir müssen hier verstärkt automatisieren, auch kleine Schritte in einer Produktion, das erspart Arbeitszeit oder Mann-Tage, wie man früher sagte. Nur so bleibt man konkurrenzfähig und ist in der Lage, Aufträge anzunehmen, die andere aufgrund von Arbeitskräftemangel nicht übernehmen können. Es wäre ratsam, sich weniger auf die Politik zu verlassen und von dort zu fordern, Arbeitskräfte aus dem Ausland zu holen, dafür selbst zu automatisieren. Ein deutsches Unternehmen, das Geländer produziert, hat sich dazu entschlossen und ist nun mit den Preisen konkurrenzfähig gegenüber Anbietern in Osteuropa oder Asien. Die Wertschöpfung bleibt zu 100 Prozent in Deutschland. Digitalisierung und Automatisierung stärken die Wettbewerbsfähigkeit, dessen muss sich unsere Branche stärker bewusst werden. •

Kontakt für Rückfragen:

Spartenobmann-Stv. Landesinnungsmeister Bundesinnungsmeister-Stv. KommR Ing. Johann Hackl
Sparte Gewerbe und Handwerk, Wirtschaftskammer Steiermark

Körblergasse 111-113
8010 Graz, Österreich

Telefon: +43 316 601 437
Fax: +43 316 601 304
E-Mail: gewerbe@wkstmk.at

Downloads
Beleben Beitrag Hackl PDF

Denkmalschutz ist weniger rigide als früher - Mag. Dr. Christian Brugger

Klimaschutz erfordert Energiesparmaßnahmen, das gilt auch für historische Gebäude. Zwar passt auf eine Gründerzeitfassade kein Vollwärmeschutz, Möglichkeiten zum Energiesparen gibt es trotzdem, ist man beim Bundesdenkmalamt überzeugt.

 

Derzeit stehen in Österreich rund 39.000 Gebäude unter Denkmalschutz, was 1,8 Prozent des gesamten Gebäudebestandes darstellt. Das Denkmalschutzgesetz gibt es seit genau hundert Jahren, damit wurde ein wichtiger Meilenstein für die Erhaltung des österreichischen kulturellen Erbes gesetzt. Christian Brugger vom Bundesdenkmalamt erklärt, wie Denkmalschutz und Klimaschutz zueinander finden können.

Denkmalschutz und Klimaschutz: Man denkt dabei unweigerlich an die denkmalgeschützte Gründerzeitfassade und an Vollwärmeschutz. Wie passt das zusammen?
Brugger: Natürlich gibt es hier eine Divergenz zwischen Klimaschutz und den denkmalgeschützten Gebäuden einer historischen Altstadt. Wenn wir über Klimaschutzmaßnahmen nachdenken, ist das von einem Gefühl begleitet, schnell ins Handeln kommen zu müssen, um Energie zu sparen. Und auch wenn man bei einem Gründerzeithaus hinsichtlich Außendämmung nicht viel tun kann, über Klimaschutzmaßnahmen reden kann man immer. Vor allem aber muss man generell bei historischen Bauten relativieren: Jedes Haus, das vor Hunderten von Jahren errichtet wurde, hat die ganzen Umweltkosten für die Errichtung in seiner Bilanz der „Grauen Energie“ bereits kompensiert. Das verhält sich ähnlich wie beim Elektroauto, das ab dem Zeitpunkt klimaneutral ist, wenn die Emissionen für die Herstellung auf Null sind. Gebäude, die seit Hunderten von Jahren stehen, haben in der Energiebilanz einen großen Bonus, egal ob denkmalgeschützt oder nicht. Das schließt jedoch nicht aus, zu fragen, wie es mit dem Gebäude weitergehen soll.

Wenn man heute davon spricht, dass aus Klimaschutzgründen das Bauen neu gedacht werden muss: Wo muss oder sollte der Denkmalschutz das tun?
Beim Denkmalschutz denkt man schon heute neu im Sinne von: Denkmale können durchaus weitergebaut und weiterentwickelt werden, solange die Erzählung vom Objekt nicht beeinträchtigt wird. Bei historischen Gebäuden geschieht das seit jeher, in jeder Epoche wurde Bestehendes umgebaut, jedes Gebäude hat mehrere Zeitebenen und auch jedes Erbe wurde von den nachfolgenden Generationen an deren Bedürfnisse angepasst. Es gibt also kaum historische Objekte, die über die Jahrhunderte unverändert bestehen bleiben. In diesem Kontext können auch klimatechnische Maßnahmen mitberücksichtigt werden, als individuelle Lösungen, weil auch jedes Objekt einzigartig ist.

Müsste in Anbetracht der Klimaziele nicht der Denkmalschutz gelockert werden?
Gelockert ist nicht der richtige Begriff, da sich beides gut vereinen lässt. Alles, was sich einsparen lässt, ist wichtig für das Klima, Denkmalschutz ist dabei nicht mehr ganz so rigide wie früher. Aktuell ist eine Novelle des Denkmalschutzes in Bearbeitung, die auf die neuen Herausforderungen Rücksicht nimmt. Beim Denkmalschutz wichtig ist weiterhin, dass die Substanz, die Geschichte, das Erscheinungsbild, die Inhalte und Erzählungen des Gebäudes erhalten bleiben. Innerhalb dessen kann das Gebäude weiterentwickelt, an die jeweilige Zeit angepasst oder nachjustiert werden.

Wie sieht es nun mit der Klimabilanz eines historischen Gebäudes aus?
Wenn man beispielsweise ein altes Schloss oder ein städtisches Palais hernimmt, würde man katastrophale Dämmwerte vermuten. Das stimmt aber nicht. Diese Gebäude haben dicke Mauern, also jede Menge Speichermasse. Gerade historische Gebäude reagieren langsam auf Klimaveränderungen: Im Sommer bleiben die Räume relativ lange kühl und im Winter wird es weniger schnell kalt, weil das Mauerwerk nun einmal Energie speichert. Das Problem besteht zum Beispiel eher da-rin, dass Fenster und Türen undicht sind oder die Geschoßdecke zum Dachraum nicht gedämmt ist.

Ihre Ausführungen lassen den Schluss zu, dass generelle Empfehlungen zu Klimaschutzmaßnahmen nicht möglich sind.
So ist es. Darum lässt sich bei solchen Gebäuden ein realistischer Energieausweis auch schwer bis gar nicht berechnen. Vollwärmeschutz beispielsweise wäre hier nicht einmal sinnvoll, das zeigen wissenschaftliche Untersuchungen: Werden auf dickes Mauerwerk, auf das ganzjährig die Sonne scheint, Wärmedämmplatten geklebt, wirken diese kontraproduktiv auf die Wärmespeicherung, so wie sie Wärmeverlust nach außen vermeiden, verhindern sie auch erwünschten Wärmeeintrag durch ihre Sperrfunktion. Sie verändern etwa durch Einfluss auf das Feuchtigkeitsverhalten innerhalb der Mauer deren bauphysikalische Eigenschaften und können zu vielen Verschlechterungen führen, Stichwort Schimmelbildung. Gerade bei alten Materialien ist also Vorsicht geboten, dass man sich durch solche Maßnahmen keine Bauschäden einhandelt.

Wo könnte man stattdessen ansetzen?
Statt nach „großen“ Maßnahmen zu suchen, müsste die Frage eher lauten: Wo im Gebäude gibt es Schwachstellen, wo lässt sich nachjustieren? Bei den meisten alten Häusern beispielsweise ist die oberste Geschoßdecke relativ dünn und aus Holz, weil sie selten Lasten tragen musste. Hier macht eine Wärmedämmung mit diffusionsoffenem Material durchaus Sinn. Bei gründerzeitlichen Kastenfenstern gibt es fallweise Möglichkeiten, die innere Fensterebene mit angepasstem Isolierglas zu ertüchtigen. Es sind viele punktuelle Maßnahmen möglich, das lässt sich aber nur von Objekt zu Objekt bestimmen und stets unter der Maßgabe, dass der Charakter eines Gebäudes nicht zerstört wird. Dazu braucht es Gewerke, die sich mit der Materie auskennen.

Klimaschutz könnte somit auch ein Revival von altem Handwerk bedeuten?
Ja, alte Handwerkstechniken sind und werden wieder gefragt, weil sie für die Umgestaltung von Bestandsbauten erforderlich sind. Zur Vermeidung von weiterer Bodenversiegelung wird nämlich mehr als bisher im Altbestand gearbeitet, die Bauwirtschaft widmet sich stärker als bisher diesem Thema. Um weitere graue Energie zu vermeiden, ist es sinnvoll, Bestehendes zu nutzen und nicht immer Neues zu errichten.

Wie sieht es mit Förderungen aus? Maßgeschneiderte Maßnahmen sind in der Regel teuer.
Förderungen sind grundsätzlich schon möglich, die Maßnahmen müssen aber denkmalkonform umsetzbar sein. Wenn wir beim Fensterbeispiel bleiben: Nicht nur eine Bestandssanierung, auch ein neues Isolierfenster kostet Geld. Es ist also nicht nur eine Kostenfrage, sondern eine generelle Abwägung, welche Maßnahmen klug sind. Und da ist viel Luft nach oben.

Stichwort PV-Anlagen in historischen Altstädten. In Graz wird das wegen der geschützten Dachlandschaft nicht möglich sein, aber in anderen Innenstädten mit Blechdächern gäbe es bereits Lösungen.
Wir vom Bundesdenkmalamt beobachten die technischen Entwicklungen am Markt sehr genau, und ja, es gibt schon vertretbare Lösungen wie beispielsweise aufgeklebte PV-Module auf Blechbahnen, die kaum als Veränderung wahrnehmbar sind. Auch werden schon PV-Module mit anpassbaren Farben und Oberflächen angeboten. Nur ist es momentan noch eine Preis-Leistungs-Frage und für viele Hausbesitzer wirtschaftlich schwer darstellbar. Das Bundesdenkmalamt sieht PV-Anlagen jedenfalls nicht mehr als absolutes No-Go, sondern unter bestimmten Rahmenbedingungen umsetzbar. Wir haben dazu ein ausführliches Informationsblatt erstellt (www.bda.gv.at; Photovoltaik und Denkmalschutz). Zur historischen Altstadt nur noch kurz ein Hinweis: Hier gibt es zwei wichtige Themenbereiche, die sich überschneiden und in Einklang gebracht werden müssen: der klassische Denkmalschutz, der sich meist auf Einzelobjekte bezieht, und Ortsbildgesetze, die auf das Gesamte blicken.

Historische Gebäude werden dann vermutlich bis auf Weiteres nicht in der Lage sein, ihren eigenen Strom zu produzieren?
PV-Anlagen sind ja auch auf anderen Objekten möglich, das muss nicht immer die historische Dachfläche sein, was in Graz kaum möglich wäre. Lässt sich auf oder an denkmalgeschützten Gebäuden kein Strom herstellen, könnten deren Eigentümer sich in Energiegemeinschaften „einkaufen“, mit denen sie denselben wirtschaftlichen Effekt der Stromproduktion erzielen wie fiktiv am eigenen Haus. Es entwickeln sich dazu sehr wohl interessante Wirtschaftsmodelle.

Wenn man historische Innenstädte als Ganzes betrachtet, wo ließe sich hier klimatechnisch ansetzen?
Wir haben zwischen dem historischen Gebäudebestand in der Regel viele versiegelte Oberflächen, Straßen, Gehsteige, Höfe, Plätze, die sich im Sommer enorm aufheizen. In solchen Innenstädten liegen die Temperaturen um etliche Grad höher als im Umland. Das Mauerwerk, die Plätze und Straßenbeläge speichern an heißen Sommertagen viel Energie, die nachts oft nicht mehr auskühlen kann und zu Hitzestress in Innenstädten führt. Hier sind Begrünungen sinnvoll, entweder auf architektonisch nicht aufwendig gestalteten Fassaden, aber auch durch Pflanztröge oder durch Stadtmöblierung. Historisch gesehen hat man mangels heutiger Baustoffe Klimaschutz unbewusst „ernster“ genommen, Plätze, Wege und Straßen waren nicht versiegelt, maximal gepflastert, meist aber nur geschottert. •

Downloads
Beleben Beitrag Brugger PDF

Sanieren ist das Gebot der Stunde - BM Arch. DI Dietmar Koch

Drei Prozent aller alten Gebäude sollten jedes Jahr thermisch saniert werden, davon ist Österreich weit entfernt. Derzeit wäre eine thermische Sanierung erst in 70 Jahren erreicht. Das ist zu spät, sagt der Architekt Dietmar Koch.

 

Wenn Sie sich im städtischen wie ländlichen Bereich in der Steiermark umsehen: Was ist Ihre Bilanz in puncto Bauen?
In Graz wurden in den letzten Jahren zahlreiche große Wohnbauprojekte umgesetzt, hier liegt vorübergehend eine gewisse Sättigung des Wohnungsmarktes vor. Im ländlichen Bereich kann man eine starke Entwicklung im gewerblichen Bereich feststellen, leider meist ohne jegliche Qualität und ökologische Begleitmaßnahmen und mit einer unglaublichen Versiegelungsdichte umgesetzt. Dabei ist Entsiegelung der Böden das Gesetz der Stunde – 18 Fußballfelder werden in Österreich täglich versiegelt und verbaut!

Was raten Sie?
Eine weitere Versiegelung sollte nur mehr bei gleichzeitiger Entsiegelung bestehender Flächen möglich sein. Dazu kommt, dass die Automobilität am Land nach amerikanischem Vorbild in den letzten Jahrzehnten die Einkaufsstadt von den Stadtzentren auf die grüne Wiese vor der Stadt verlagert hat. Dies höhlt die historischen Stadtzentren aus. In der Geschichte war die Stadtentwicklung von der Kirche und vom davorliegenden Markt bestimmt. Um diesen Kern hat sich die Stadt entwickelt. Heute hat die Kirche schwindende Bedeutung und der Einkauf wird im Einkaufszentrum vor der Stadt – mit dem Auto – erledigt.

Was braucht es, um „die Kirche im Dorf zu lassen“?
Die historisch über Jahrhunderte gewachsenen Ortskerne stellen ein schützenswertes Kulturgut dar, um welches uns viele Länder und Kontinente, die nicht auf eine so langjährige geschichtliche Entwicklung zurückblicken können, wohl beneiden dürften. Die Wiederbelebung der aussterbenden Ortszentren braucht Ideen und Fantasie, die in vielen Städten schon vorbildlich umgesetzt werden. Dabei gilt es, die Lebens- und Erlebnisqualität im Zentrum zu erhöhen und Infrastruktur, aber auch die Menschen und Bewohner zurück in die Zentren zu bringen.

Wenn wir von der Nutzung von Altbestand reden: Tun wir hier genug, wo läge Nachholbedarf?
Wir sind leider weit davon entfernt, eine geplante Sanierungsrate von drei Prozent des Gebäudealtbestandes pro Jahr umzusetzen, die Praxis liegt wohl näher bei 1,5 Prozent – dies bedeutet, dass erst in knapp 70 Jahren rechnerisch alle Bestandsgebäude einer Sanierung unterzogen würden. Bestandsgebäude ohne thermische Sanierung und mit überalteten Heizsystemen sind Energiefresser, sie leisten dem Klimawandel Vorschub. Eine Sanierungspflicht gibt es bei uns noch nicht. Die Fördermittel für eine Sanierung sind zwar ein Sanierungsanreiz, aber eine Vielzahl der Hausbesitzer scheint schlicht finanziell, organisatorisch und fachlich mit baulichen Sanierungsaufgaben überfordert zu sein. Oft passen Sanierungsaufgaben auch nicht in den Lebensplan der Hausbesitzer, man fühlt sich für eine Sanierung zu alt oder bezweifelt den Nutzen. Bei Gebäuden im Wohnungseigentum sind die Hausverwalter gefordert, die Sinnhaftigkeit von Sanierungsmaßnahmen an die Eigentümer heranzutragen.

Seitens der EU gibt es ambitionierte Pläne, was die Sanierung des europäischen Gebäudebestandes betrifft. Was sagen Sie dazu?
Im März 2023, nachdem durch die Gas- und Energiekrise infolge des Ukrainekrieges die Energiepreise kräftig gestiegen sind, hat die EU mit der Sanierungspflicht für ungedämmte Altgebäude für Aufsehen gesorgt. Diese Entwicklung ist notwendig und unausweichlich, wenn wir von den fossilen Energieträgern wegkommen wollen. Energie ist ein hochwertiges Gut und muss einen entsprechenden Preis haben, nur so wird es effizient eingesetzt. Wir wissen alle: Was nichts kostet, ist auch nichts wert. Mit etwas, das nicht wertvoll ist, geht man auch nicht sparsam und achtsam um. Eine thermische Sanierungspflicht bedeutet, dass die Heizkosten für die Nutzer geringer werden und dies umso mehr, je teurer die Heizenergie ist. Wenn die Miete um diese Ersparnis steigt, ergeben sich für den Mieter keine Mehrkosten und der Vermieter kann mit der erhöhten Miete seine Investition refinanzieren.

Was sind für Sie gute Beispiele für die Neunutzung oder Revitalisierung von Altbestand?
Überall, wo alte Gebäude auf einen zeitgemäßen technischen Stand gebracht werden, unter Umsetzung von ambitionierten thermischen Maßnahmen und auch unter Umsetzung von Barrierefreimachung der Bestandsgebäude, wird das Ziel einer qualitätsvollen Sanierung erreicht. Dafür gibt es eine Vielzahl von guten Beispielen, wobei die Förderungen des Landes intensiv zur Qualitätsoptimierung beitragen, denn die Förderungen gibt es ja nur, wenn die hohen Anforderungen erfüllt werden.

Wo könnte man beim Bauen und Sanieren innovativer sein?
Das Bauen wird sich in Zukunft grundsätzlich ändern: Es wird verstärkt den ökologischen Anforderungen folgen, Ressourcenschonung ist angesagt ebenso wie die Verwendung von nachhaltigen Baustoffen, welche mit geringem Energieeinsatz regional hergestellt werden können. Die Steiermark ist das Land des Holzes – im Geschoßbau wird dies noch wesentlich stärker zum Tragen kommen wie bisher. Das Umfeld der Gebäude ist ökologisch mit intensiveren Bepflanzungen zu gestalten, intensive Dachbegrünungen und Energiegewinnung auf und an den Gebäuden wird immer häufiger und wichtiger.

Wie wird sich Ihrer Meinung nach das Bauen in den nächsten Jahren verändern? Wo muss es sich verändern?
In den Städten wird die Versiegelung reduziert und der Überhitzung vorgebeugt werden müssen. Innerstädtische Nachverdichtung bei bereits bestehender Infrastruktur wird auch weiterhin hohe Wertigkeit haben. Auch am Land wird eine Verdichtung des bebauten Bestandes an Bedeutung gewinnen, ebenso die Sanierung von Bestandsgebäuden. Neubauten auf der grünen Wiese werden wohl zurückgehen. Das Ausstatten von schlecht gedämmten Gebäuden mit Wärmepumpenheizungen ist zu hinterfragen: Man kann entweder einmalig viel dämmen oder immer viel heizen, sinnvoll, nachhaltig und langfristig günstiger ist wohl Ersteres.

Wo sollte beziehungsweise wo muss die gesamte Bauwirtschaft künftig umdenken?
Die Ökologisierung des Bauens wurde schon angesprochen. Einen Nachholbedarf gibt es wohl für kompakte und damit besser leistbare Familienwohnungen, die Zeit der vielen Klein- und Kleinstwohnungen, welche am Bedarf vorbei entstanden sind, dürfte wohl vorbei sein. Die Qualität des Bauens im internationalen Vergleich ist in Österreich hervorragend, in der Bauwirtschaft wird Großartiges geleistet. •

Downloads
Beleben Beitrag KochPDF

Revitalisierung eines ehemaligen Vierkanthofes - BM Ing. Rudolf Leitner

Im oststeirischen Bierbaum an der Safen wurde ein brachliegender Vierkant-Bauernhof mit Stallungen und Innenhof zu einem Mehrfamilienwohnhaus umgebaut. Die Planung stammte vom renommierten Grazer Büro Baumeister Leitner Planung & Bauaufsicht GmbH, das sich unter anderem auf Revitalisierungen alter Gebäude spezialisiert hat.

 

Schon vor Jahrzehnten prägte TR BM Rudolf Leitner als einer der Ersten seiner Zunft das mittlerweile oft zitierte Motto „Altes erhalten – mit Neuem gestalten“. Seither hat Leitner mit seinen Büros in Graz und Übelbach zahlreiche derartige Projekte realisiert – von verschlafenen Schlössern über denkmalgeschützte Palais und Villen bis hin zu stillgelegten Fabriken.

Jüngstes Beispiel dieser Revitalisierungsprojekte made by Leitner ist ein ehemaliger Bauernhof in der Oststeiermark. Das brachgelegene Vierkant-Ensemble mit Innenhof wurde zu einem echten Wohn-Schmuckstück mit Atrium umgebaut.

Die erfolgreiche Realisierung eines so diffizilen Bauvorhabens erfordert neben der umfassenden Kenntnis der Bausubstanz und der Machbarkeit des geplanten Projektes vor allem auch den Mut des Bauherrn als Auftraggeber. Im Zuge der Substanzbefindung waren zahlreiche Materialanalysen notwendig, um die Vorgabe des Auftraggebers durchzuführen, nämlich möglichst viel Bestandsmaterial wieder zu verwenden, d. h. abgetragenes Mauerwerk-Material wie Ziegel und Steine sowie Holzteile einer Wiederverwendung zuzuführen.

So gesehen wurde Nachhaltigkeit mustergültig gelebt. Anstelle von Kunststoffen als Dämm- und Isoliermaterial kamen ökologische Dämmmaterialien und eine Bauteilaktivierung zur Ausführung.

Ein Gutteil der nicht reparablen Ziegelwände wurde mit alten Vollziegelmauern wiedererrichtet. Die Wohntrennwände mussten aufgrund der geringen Raumhöhe 80 cm hoch unterfangen werden und sämtliche Fußbodenkonstruktionen waren neu aufzubauen. Die alten Dippelbaumdecken mussten durchgehend verstärkt werden. Die Dachkonstruktion musste großteils überhaupt neu hergestellt werden.

Die ehemalige Durchfahrt in den Innenhof wurde gestalterisch derart berücksichtigt, dass dieser Bereich zu einem Kaminzimmer umgebaut wurde, das Ausblicke sowohl in den Innenhof als auch nach außen ermöglicht. Der seinerzeit im Innenhof gelegene Misthaufen wurde zu einer Bio-Düngestätte und sein Rundum zu einem Atrium mit Grünflächen und windgeschützten Sitzbereichen.

Sämtliche Revitalisierungsmaßnahmen für den zeitgemäßen Umbau erforderten insgesamt eine mehrjährige Befassung mit dem Projekt. BM Rudolf Leitner: „In Summe war dieses Bauvorhaben eine echte Lehrbaustelle für Planer und Ausführende, die mit Umsicht und Weitsicht zu einem Ende mit Einsicht und letzten Endes auch guter Aussicht kamen.“ •

Downloads
Beleben Beitrag Leitner PDF

„Wir beleben unser Land“ Pressekonferenz 16.1.2024

Gemeinsame Initiative von Land Steiermark, WKO und Raiffeisen

 

Zur Erreichung der Klimaziele und der Belebung der Bauwirtschaft gilt es, die Bereiche Revitalisierung, Sanierung, Wohnraumerweiterung und innerstädtische Verdichtung stärker zu forcieren. Dabei ist Boden- und Ressourcenschonung das Gebot der Stunde. Großes Potenzial bieten hier die historischen Gebäude in der Steiermark. Diese gilt es, zu erschließen und unter Einsatz heimischer Handwerkskunst einer zeitgemäßen Nutzung zuzuführen. Bauen von morgen und das Gestalten unserer Lebensräume gehören neu gedacht, das geht bis hin zur Belebung der Ortskerne. Wie das in der Praxis aussehen und wie eine Ökologisierung des Bauens gelingen könnte, zeigt die Steiermark-Initiative

„Wir beleben unser Land“.

„Mit der Revitalisierung und Sanierung von historischen Gebäuden erhalten wir nicht nur einen Teil des reichen kulturellen Erbes in der Steiermark, sondern reduzieren gleichzeitig Boden- und Ressourcenverbrauch“, betont Landeshauptmann Christopher Drexler. „Genau hier setzen wir an und zeigen mit der Initiative ,Wir beleben unser Land‘ kreative und innovative Wege, wie architektonischen und kulturellen Schätzen neues Leben eingehaucht werden kann. Ich freue mich, dass wir mit steirischer Handwerkskunst einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz in unserem Land leisten können.“

Die ressortzuständige Wohnbaulandesrätin Simone Schmiedtbauer ergänzt: „Der ländliche Raum muss weiterhin ein attraktiver Lebens- und Wirtschaftsraum der Zukunft sein. Wir müssen hier gemeinsam weiterhin Initiativen im Sinne der Baukultur, der Nachhaltigkeit und der Lebensqualität setzen. Das Land Steiermark unterstützt mit vielen neuen Maßnahmen und Förderungen.“

Wenn es darum geht, regionale Strukturen zu stärken, macht sich auch Raiffeisen Steiermark stark. „Lebendige Regionen erkennt man an tatkräftigen Menschen, an intakten Orten und vielfältigen Bauwerken“, betont Raiffeisen-Landesbank-Generaldirektor Martin Schaller. „Die damit verbundenen Leistungen benötigen starke Partner, die das WIR als engagierter Teil der Wirtschaft und der Gesellschaft leben. Raiffeisen hat seinen Ursprung in der Region und bietet Kunden eine kompetente Beratung vor Ort mit Lösungen für ihre Anliegen.“

Private Investoren, die einerseits alte Bausubstanzen, historische Villen, herrschaftliche Anwesen oder stillgelegte Fabriken für die Nachwelt erhalten wollen, benötigen Professionisten. Generell gehe aktuell der Trend stärker als bisher in Richtung Erweiterung bestehenden Wohnraumes, konstatieren einhellig die Landesinnungsmeister der WKO, die ihre Expertise in puncto Sanierung, Revitalisierung und Wohnraumerweiterung einbringen.

 

Rudolf Leitner (Sprecher der planenden Baumeister): „In unseren oft mittelalterlichen Zentren sind alte Bausubstanzen vielfach ungehobene Schätze. Es gilt, diese Städte und Dörfer mit Leben zu erfüllen und die Bausubstanz wieder dem richtigen und vor allem einem sinnvollen Nutzen zuzuführen“.

Oskar Beer (Holzbau): „Holzbau ist ein enorm flexibler Baustoff. Gerade bei anstehenden Thematiken wie der Verdichtung lässt sich mit Holz schnell reagieren und bauen.“

Hannes Koudelka (Maler): „Soll weniger versiegelt werden, wird die Frage der Nachnutzung von alten Gebäuden wichtiger. Unsere Mitarbeiter haben hohe Erfahrungswerte und damit Expertise für Gebäudesubstanz und richtige Sanierung.“

Johann Reisenhofer (Bauhilfsgewerbe) „Es werden nach wie vor zu viele alte, erhaltungswürdige Häuser abgebrochen. Weil man seitens der Eigentümer das Potenzial nicht erkennt bzw. wertschätzt oder auch weil der vermeintliche Kostendruck das stärkere Argument ist.“

Helmut Schabauer (Dachdecker, Glaser und Spengler): „Gerade Dächer sind durch zunehmende Starkregenereignisse, Stürme aber auch Hitze, bereits heute mehr beansprucht. Entsprechend ist auch vorzugehen. Gleiches ebenso bei der Nachrüstung mit Photovoltaikanlagen, wo nicht jedes Dach gleich geeignet ist.“

Johann Hackl (Metalltechniker) erklärt: „Der Schmied überbrückt als Verbindungsglied alte Baustile mit modernen Elementen. Nur so ist die Revitalisierung von alten Bausubstanzen möglich.“

Ein wichtiger Nebeneffekt ist für Bernd Haintz, Innungsgeschäftsführer des Bauhandwerks, die Belebung nicht nur von Bauten, sondern von Fähigkeiten und Kenntnissen, die verlorenzugehen drohen, immerhin bildet die Baubranche eine große Zahl an Lehrlingen aus. Was an Wissen nicht mehr weitergegeben wird, ist auch für künftige Generationen verloren.

Die Plattform „Wir beleben unser Land“ dient nicht nur als Ideengeberin für den Erhalt alter Gebäude und die Verbesserung der Wohn- und Lebensräume, sie gibt auch wertvolle Informationen über sämtliche Förderungen, die für Bau-, Sanierungs- oder Revitalisierungsvorhaben lukriert werden können.

 

www.wirbeleben.at

Downloads
Beleben 02 Pressetext

Foto: v.l. n.r.: Helmut Schabauer, Rudolf Leitner, Oskar Beer, Wohnbaulandesrätin Simone Schmiedtbauer, Landeshauptmann Christopher Drexler, Raiffeisen-Landesbank Generaldirektor Martin Schaller, Johann Reisenhofer und Johann Hackl © wirbeleben.at

Foto: v.l. n.r.: Wohnbaulandesrätin Simone Schmiedtbauer, Landeshauptmann Christopher Drexler, Raiffeisen-Landesbank Generaldirektor Martin Schaller; © wirbeleben.at

Foto: Der Pfarrhof — Hartberg; © Luef Light

Foto: Vierkanthof — Bierbaum an der Safen; © Bmstr. Leitner GmbH

Foto: Ausser Bauernhaus — Obertressen; © Katarina Pashkovskaya

Foto: Ehemaliges Benefiziantenhaus — Bad Radkersburg; © Katarina Pashkovskaya

Foto: Ehemaliges Forstamstsgebäude Fichtenhof — St. Lorenzen; © Katarina Pashkovskaya