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Nicht immer ist auf den ersten Blick ersichtlich, warum ein Gebäude unter Denkmalschutz steht. Beim alten Mittelschulgebäude in St. Barbara im Mürztal war das für viele Bürgerinnen und Bürger wohl auch so. Es handelt sich um ein typisches Schulgebäude der Nachkriegsmoderne, mit Alufenstern und Eternitfassade. Um die Erhaltungswürdigkeit verstehen zu können, muss kurz auf die Geschichte des Planers Ferdinand Schuster eingegangen werden. Er war ein prägender Architekt der Nachkriegszeit, Architektur war für ihn nicht nur eine formale Gestaltungssache, er sah als „Anwalt der Menschen“ auch eine gesellschaftliche Verantwortung beim Planen von Gebäuden. Architektur hatte für ihn zur Verbesserung des Lebensumfeldes beizutragen. Ferdinand Schuster gilt als Pionier in einer Zeit, in der mit knappen finanziellen Mitteln viele neue Einrichtungen für das moderne Leben geschaffen werden mussten. Die Schule in St. Barbara ist optisch und bautechnisch zwar ein Zweckbau, bemerkenswert ist vor allem die symmetrische Raumaufteilung in U-Form, wodurch die Klassenzimmer Licht von zwei Seiten bekamen.
Bis 2011 diente sie als Mittelschule, durch die Schulzusammenlegung wanderte sie nach Mitterdorf ab. Das Gebäude, das der Gemeinde gehört, stand leer. Als Bedarf für eine Einrichtung für betreutes Wohnen bestand, überlegte man im Gemeinderat, dafür das Schulgebäude zu nutzen. Die Vorbereitungen und Berechnungen seien aufwendig gewesen, sagt Hannes Koudelka, er ist Landesinnungsmeister der Maler und war damals als Vizebürgermeister der Gemeinde in die Planung eingebunden. Einiges von dem, was man ursprünglich geplant hatte, habe man aufgrund des Denkmalschutzes nicht umsetzen können. In einem Flügel findet nun betreutes Wohnen Platz. Weil der örtliche Kindergarten in die Jahre gekommen war, entschied die Gemeinde, diesen im zweiten Flügel unterzubringen, statt einen neuen Kindergarten zu errichten. „Die Idee gefiel uns, einerseits weil es eine tolle Nachnutzung ist und zudem Jung und Alt zusammenbringt“, sagt Koudelka.
Das Gebäude wurde revitalisiert und auf den neuesten Stand gebracht, Alufenster und Fassade durften aufgrund der Denkmalschutzverordnungen nicht verändert werden. Integriert wurde zudem ein Turnsaal, den Vereine oder die Bürgerinnen und Bürger nutzen können. Mit Archivfotos habe man den ursprünglichen Zustand rekonstruiert, in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt sei aus dem Gebäudealtbestand das bestmöglich Neue entstanden. Für Hannes Koudelka als Maler bedeutete das, die Farbgebung nach den damaligen Methoden zu gestalten, Schäden im Verputz zu beheben, die beschädigten Eternitplatten auszutauschen und neu zu beschichten. Für die Langlebigkeit wurden Silikonfarben verwendet. Im Kindergarten setzte sich der gewissenhafte Umgang mit Farben fort, um für die Kinder einen gesunden und farblich ansprechenden Raum bereitzustellen. Entstanden ist ein multifunktionaler Bau, dessen Baugeschichte und Bautechnik für alle bei den Revitalisierungsarbeiten beteiligten Gewerke interessant gewesen seien, betont der Innungsmeister. „Auch wenn damals günstig gebaut werden musste, beispielsweise die Statik oder die Anbindungen, die keine Risse entstehen ließen, waren bemerkenswert“, betont Koudelka.
Im Nachhinein sei die Revitalisierung eine sehr gute Entscheidung gewesen, sagt Koudelka. Ohne neue Flächen versiegeln zu müssen, wurde ein mitten im Ort gelegenes Gebäude erhalten und damit auch ein Stück (Architekur-)Geschichte. Der in die Jahre gekommene und ebenfalls zentral neben der Kirche gelegene Kindergarten soll ebenfalls nachgenutzt werden: Dort sind neue Wohnungen geplant. Die strikten Vorgaben des Bundesdenkmalamtes, dass etwa die Alufenster bestehen bleiben mussten, könne man zwar hinterfragen, sagt Hannes Koudelka, Denkmalschutz sei dennoch wichtig und habe seine Berechtigung. Sonst laufe man Gefahr, ein altes Gebäude dem Verfall preiszugeben, weil die finanziellen Mittel nicht vorhanden sind, um es in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Soll weniger versiegelt werden, würden Fragen zur Nachnutzung wichtiger, ist der Innungsmeister überzeugt, das Bundesdenkmalamt seit hierzu ein fachkundiger Partner. „Es braucht bei Projekten wie diesen eine gute Zusammenarbeit, innerhalb der Gewerke und auch mit dem Bundesdenkmalamt“, sagt Koudelka. Die Kooperation mit diesem ist ihm auch in der Ausbildung wichtig, „damit unsere Leute lernen, auf die Substanzen zu schauen. Das bringt Fachkenntnis und das macht schließlich auch den Fachmann aus.“ •