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Vierkanthof Bierbaum an der Safen

Bierbaum an der Safen
Oststeiermark
Planung: BM Ing. Rudolf Leitner

Im oststeirischen Bierbaum an der Safen wurde ein brachliegender Vierkant-Bauernhof mit Stallungen und Innenhof zu einem Mehrfamilienwohnhaus umgebaut. Die Planung stammte vom renommierten Grazer Büro Baumeister Leitner Planung & Bauaufsicht GmbH, das sich unter anderem auf Revitalisierungen alter Gebäude spezialisiert hat.

Schon vor Jahrzehnten prägte TR BM Rudolf Leitner als einer der Ersten seiner Zunft das mittlerweile oft zitierte Motto „Altes erhalten – mit Neuem gestalten“. Seither hat Leitner mit seinen Büros in Graz und Übelbach zahlreiche derartige Projekte realisiert – von verschlafenen Schlössern über denkmalgeschützte Palais und Villen bis hin zu stillgelegten Fabriken.

Jüngstes Beispiel dieser Revitalisierungsprojekte made by Leitner ist ein ehemaliger Bauernhof in der Oststeiermark. Das brachgelegene Vierkant-Ensemble mit Innenhof wurde zu einem echten Wohn-Schmuckstück mit Atrium umgebaut.

Die erfolgreiche Realisierung eines so diffizilen Bauvorhabens erfordert neben der umfassenden Kenntnis der Bausubstanz und der Machbarkeit des geplanten Projektes vor allem auch den Mut des Bauherrn als Auftraggeber. Im Zuge der Substanzbefindung waren zahlreiche Materialanalysen notwendig, um die Vorgabe des Auftraggebers durchzuführen, nämlich möglichst viel Bestandsmaterial wieder zu verwenden, d. h. abgetragenes Mauerwerk-Material wie Ziegel und Steine sowie Holzteile einer Wiederverwendung zuzuführen.

So gesehen wurde Nachhaltigkeit mustergültig gelebt. Anstelle von Kunststoffen als Dämm- und Isoliermaterial kamen ökologische Dämmmaterialien und eine Bauteilaktivierung zur Ausführung.

Ein Gutteil der nicht reparablen Ziegelwände wurde mit alten Vollziegelmauern wiedererrichtet. Die Wohntrennwände mussten aufgrund der geringen Raumhöhe 80 cm hoch unterfangen werden und sämtliche Fußbodenkonstruktionen waren neu aufzubauen.
Die alten Dippelbaumdecken mussten durchgehend verstärkt werden. Die Dachkonstruktion musste großteils überhaupt neu hergestellt werden.

Die ehemalige Durchfahrt in den Innenhof wurde gestalterisch derart berücksichtigt, dass dieser Bereich zu einem Kaminzimmer umgebaut wurde, das Ausblicke sowohl in den Innenhof als auch nach außen ermöglicht. Der seinerzeit im Innenhof gelegene Misthaufen wurde zu einer Bio-Düngestätte und sein Rundum zu einem Atrium mit Grünflächen und windgeschützten Sitzbereichen.

Sämtliche Revitalisierungsmaßnahmen für den zeitgemäßen Umbau erforderten insgesamt eine mehrjährige Befassung mit dem Projekt. BM Rudolf Leitner: „In Summe war dieses Bauvorhaben eine echte Lehrbaustelle für Planer und Ausführende, die mit Umsicht und Weitsicht zu einem Ende mit Einsicht und letzten Endes auch guter Aussicht kamen.“ •

 

Fotos © Bmstr. Leitner GmbH

Der Pfarrhof Maria Lebing

Pfarrhof zur Wallfahrtskirche Maria Lebing
Eigentümer: Oskar Beer

Zur Wallfahrtskirche Maria Lebing in Hartberg gehört ein Pfarrhof. Als er im Jahr 2019 zum Verkauf stand, erwarb ihn der Landesinnungsmeister im Holzbau, Oskar Beer. Gemeinsam mit seiner Gattin Eva wollte er das historische Gebäude einer neuen Nutzung zuführen und der Nachwelt erhalten. Für das Ehepaar hat auch der Standort eine ideelle Bedeutung, immerhin liegt der Pfarrhof in unmittelbarer Nähe zum Familienbetrieb und den elterlichen wie großelterlichen Häusern. „Wir wollten einen Ort schaffen, der vielen Menschen das ermöglicht, was auch wir schätzen: in schöner Umgebung zu feiern, zu wohnen und Kultur zu genießen“, sagt Oskar Beer. Zwei Jahre lang wurde das Objekt revitalisiert, ausschließlich von Betrieben aus der Region. Der Pfarrhof beherbergt nun fünf Gästezimmer, eine kleine Wohnung und einen gemeinsamen Koch-, Speise- und Wohnbereich. Das Erdgeschoß und der teilweise überdachte Innenhof können für Veranstaltungen mit bis 50 Personen gemietet werden, der Pfarrhof und die nebenstehende Kirche eignen sich für kirchliche Feiern wie Hochzeiten oder Taufen. Der revitalisierte Pfarrhof eint, was dem Ehepaar Freude bereitet: alte Dinge zu bewahren, neue zu schaffen und gemeinsam an den Herausforderungen zu wachsen.

Als große Bereicherung sieht Oskar Beer die Mischung zwischen Alt und Neu. Gerade Holzbau eigne sich für Revitalisierungsprojekte, sagt der Innungsmeister, doch auch im Rückblick zeige der Baustoff seine großartigen Fähigkeiten. „Der Pfarrhof ist aus dem Jahr 1775, der Dachstuhl ist noch aus dieser Zeit. Holz schafft es, über Jahrhunderte zu bestehen und seine Funktionen zu erfüllen, vorausgesetzt, es wird gut geschützt.“ Vor allem Feuchtigkeit setze dem Baustoff zu, ergänzt er. In frühen Zeiten habe man Bauernhäuser stets auf einem Steinfundament errichtet, damit das Holz nicht mit der Bodenfeuchte in Berührung kommt. Dieses alte Wissen findet nach wie vor Anwendung. Bei alten Dachstühlen wie dem des Pfarrhofes sei zudem der Kräfteverlauf gut sichtbar: Die Konstruktionen wurden stets passend gesetzt, nie überdimensioniert und überdauern so die Jahrhunderte. Werden Teile entfernt, funktioniert das System nicht mehr.

Nachhaltigkeit im Gebäudebereich ist für Oskar Beer stets das, was schon vorhanden ist. „Ein Umbau ist nachhaltiger als ein Neubau. Das betrifft ja nicht nur Häuser, sondern auch Autos oder Elektrogeräte“, sagt der Innungsmeister. Revitalisierungen bedeuten für ihn, neues Leben in ein Objekt zu bringen, aber vom Gebäude auch alte Geschichten zu erfahren – oder zu erahnen: Was wohl ein Fußboden erzählen würde, könnte er sprechen? Für ihn als Baumeister ist es vor allem spannend, ein Gebäude aus seiner Historie zu betrachten und es für die Zukunft neu zu planen. Das „Kramen“ in der Geschichte gehört für ihn unbedingt dazu. •

 

Fotos: © Luef Light

Ströhberne Bruck’n Edelschrott

Edelschrott
Bezirk Voitsberg

Bereits 1678 als „Ströhebruck“ erwähnt, stammt das heute erhaltene Tragwerk aus dem Jahre 1816, wie eine geschnitzte Jahreszahl in einer Holzsäule dokumentiert. Ursprünglich diente die denkmalgeschützte Brücke der Überquerung der Teigitsch und der Verbindung zwischen Edelschrott/Herzogberg, Modriach und St. Martin am Wöllmißberg. Einer Legende nach machten französische Truppen Napoleons aus Sorge um ihr schweres Kriegsgerät kehrt, weil sie eine Brücke aus Stroh vermuteten.

Wegen des Baus der Hirzmannsperre um das Jahr 1949 wurde eine Überstellung der Brücke zum Guggibach etwa 30 Meter südlich vom ursprünglichen Standort beschlossen. Der alte Standort der Brücke ist nach dem Auslassen des gestauten Wassers heute noch etwa 15 Meter teigitsch-aufwärts von der neuen „Seebrücke“ erkennbar.

Die Brückenkonstruktion besteht aus einem doppelten Hängewerk mit zwei Hängestützen in den Drittelpunkten, ist 11,5 Meter lang und kann eine Belastung von zehn Tonnen tragen.

Bei der letzten Instandsetzung wurde die Strohdeckung durch eine Deckung aus Schilf ersetzt. Eine Strohdeckung konnte aufgrund des Mangels an langhalsigem Roggenstroh sowie an Strohdeckern nicht realisiert werden. Andererseits fiel die Entscheidung bewusst auf eine Schilfdeckung – wegen der längeren Haltbarkeit dieses Materials gegenüber Stroh, bei gleichzeitig ähnlichem Aussehen. Natürlich ist die Schilfdeckung auch durch den Standort am Wasser naheliegend. Für die Erhaltung der Brücke hat sich maßgeblich der Weststeirer und Historiker Ernst Lasnik eingesetzt. Die Bestandsaufnahme erfolgte durch Schülerinnen und Schüler der Ortweinschule in Graz, die Sanierungsarbeiten wurden von der Gemeinde Edelschrott und vom Jägerbataillon 18 des Bundesheeres unterstützt. •

 

Fotos © Katarina Pashkovskaya

Brunnerhaus Mariazell

Mariazell
Bezirk Bruck-Mürzzuschlag
Eigentümerin: Claudia Ofner

Bürgerhäuser stehen normalerweise geschlossen aneinandergebaut oder nur durch schmale Reihen voneinander getrennt. Nicht so das in sichtexponierter Lage solitärstehende Haus an der Ecke Abt-Severin-Gasse/Wiener-Neustädter-Straße. Dieses steht im unmittelbaren Ambiente der Mariazeller Basilika, denn es ist in deren Umfassungsmauer integriert und hier wiederum direkt neben deren östlichen Zugangstor gelegen. In dieser prominenten Lage stellt es das einzige Bürgerhaus Mariazells dar.

Zum Haus gehörte früher eine benachbart gelegene Wagnereiwerkstatt, in welcher einst unter anderem Teile für die ersten Kraftfahrzeuge Österreichs hergestellt wurden. Als Alleinstellungsmerkmal beinhaltet es zusätzlich den einzigen verbrieften Devotionalienladen in der Kubatur eines Wohnhauses, im Gegensatz zu den zahlreichen, jeweils gekoppelt stehenden monofunktionalen Ladengebäuden im nördlichen und westlichen Bereich vor der Umfassungsmauer der Basilika.

Das Gebäude stammt im Kern aus dem Jahre 1674. Im Zuge eines Umbaus im Jahre 1913 wurde die Fassade in der Formensprache des Jugendstils erneuert. Diese wurde Mitte des letzten Jahrhunderts bis auf das Dachgesimse abgenommen und in jüngerer Zeit wurden statt der ursprünglichen Holz-Kastenstockfenster Kunststofffenster eingebaut. Aus den 1950er Jahren stammt auch die ursprünglich holzvertäfelte Ladenfront. Die aktuelle Ladenfront verfügt über die typischen gestalterischen Qualitätsmerkmale dieser Zeit, ist gewartet und bleibt erhalten. Bei den Hauptfassaden allerdings entschloss sich die Eigentümerin und Einzelhandelskauffrau Claudia Ofner im Jahr 2018 gemeinsam mit ihrem Mann Christian, selbst Malermeister und Restaurator, die Jugendstilfassade und die Fenster nach historischen Ansichten zurückzuführen. Dies stellt eine qualitätsvolle Aufwertung für das weltberühmte Ortsbild Mariazells dar.  •

 

Fotos © Katarina Pashkovskaya

Wallfahrtskirche St. Ulrich Graz

Rainerkogel
Graz

Die barocke Kirche mit Dachreiter liegt versteckt im Wald am Nordwesthang des Reinerkogels. Sie ist dem Heiligen Ulrich geweiht, der durch ein von ihm vollbrachtes Fischwunder zum Wasserheiligen erkoren wurde. In unmittelbarer Nähe zur Kirche befindet sich die Quellgrotte „Maria Quell“, eine Marienandachtsstätte, die nach dem berühmten Vorbild von Lourdes errichtet wurde. Wasser- und Quellheiligtümer bestehen seit vorchristlicher Zeit, und im Christentum ist die Heilkraft von Quellen immer noch von großer Bedeutung. Nach Ulrichsbrunn strömten Heilung Suchende mindestens seit 1572, als hier eine Holzkapelle nachweisbar ist. 1689 wurde eine Kirche errichtet, die wegen des steigenden Besucherandrangs im Jahr 1736 vergrößert wurde.

Die josephinische Reform 1786 beendete die Ulrichswallfahrt und brachte den Pilgerstrom zum Versiegen. Den Abbruch des Gebäudes konnte die Bevölkerung allerdings verhindern. Im Jahr 1917 konnte der Priester Josef Berghold die Kirche erwerben und sie mithilfe von August Schmickl, einem Grazer Bürger, restaurieren. Eine steinerne Gedenktafel an der Außenwand der Kirche erinnert heute noch an die beiden.

Im zurückhaltend ausgestalteten Kircheninnenraum befinden sich eine Plastik des Heiligen Ulrich am Hochaltar aus dem frühen 20. Jahrhundert und eine Pietà aus dem Jahr 1515.

Nachdem die Christkönigsgesellschaft die Kirchenanlage St. Ulrich übernahm, errichtete diese an dessen Fuße das Schwestern-Noviziatshaus. Seit 1974 gehört Ulrichsbrunn zur Kongregation der Dienerinnen Christi und wird von ihnen gemeinsam mit einem engagierten Unterstützer:innenkomitee gepflegt. Das Ulrichsfest am ersten Julisonntag ist hier nicht das einzige, aber das wichtigste Fest im Jahr.  •

 

Fotos © Katarina Pashkovskaya

Erzherzog-Johann-Haus St. Martin im Sulmtal

St. Martin im Sulmtal
Bezirk Deutschlandsberg

Das Anwesen am Ende einer Sackgasse besteht aus dem Erzherzog-Johann-Haus, einem Rinderstall und einem historischen Nebengebäude. Umgeben von Weideflächen und mit der Aussicht in die unverbaute Natur der waldreichen Gegend bietet das Anwesen einen malerischen Anblick. Das bäuerliche Wohnhaus vlg. „Rosenberger“ in Pitschgauegg wurde 1856 von Herrn Johann Löscher im späten Erzherzog-Johann-Stil erbaut, seine Initialen „JL“ sowie die Jahreszahl sind am nordwestlichen Giebel als Stuck im Original erhalten.

Mit der Übernahme des zwischenzeitlich leerstehenden Anwesens durch die heutigen Eigentümer wurde mit den Rückbau- und Renovierungsmaßnahmen begonnen. Dabei wurde auf eine diffusionsoffene Bauphysik, ein behagliches Raumklima, die Verwendung von authentischen und nachhaltigen Materialien und den möglichst großen und ressourcenschonenden Erhalt der originalen Bausubstanz geachtet. Holz, Kalk, Lehm, Ziegel und Stein sind die dominierenden Baustoffe und Oberflächen.

Über das große Vorhaus mit drei Haupt- und zwei Seitengewölben gelangt man ins Herzstück des Hauses: Die unterteilte Wohnküche, die rund um den aus der Erbauungszeit stammenden großen Brotbackofen gestaltet ist, wurde um einen Tischherd mit angeschlossenem Kachelofen ergänzt.

Um den historischen Charakter des Hauses zu erhalten, war die Restaurierung der Fassade mit ihren Gliederungen, Profilierungen und Gesimsen ein wichtiger Punkt. Dazu erfolgte die Neueindeckung der Dachflächen mit alten Taschenziegeln.

Die umfangreichen Revitalisierungsarbeiten, die zu großen Teilen in Eigenleistung erfolgten, wären ohne die tatkräftige Mithilfe und Unterstützung der gesamten Familie der Bauherrenschaft nicht zu bewältigen gewesen. •

 

Fotos © Katarina Pashkovskaya

Die Bachmühlen am Murtalweg St. Kathrein am Offenegg

St. Kathrein am Offenegg
Bezirk Weiz

Die Wassermühlenmechanik wurde hierzulande von den Römern etabliert. Bereits im Mittelalter waren Wasserräder als Antrieb in ganz Europa verbreitet. Ab der Industrialisierung mit dem Ende des 19. Jahrhunderts standen die Wasserräder mit Dampfmaschinen, mit Verbrennungsmotoren und schlussendlich mit elektrischen Antrieben in Konkurrenz. Industrielle Großmühlen verdrängten sukzessive die kleinen Bachmühlen. Das führte zu ihrem Aussterben, welches auch rasch voranschritt, da die kleinen Bachmühlen sehr witterungsexponiert liegen – womit wiederum ein hoher Wartungsaufwand verbunden ist. Erhaltene Bachmühlen gibt es daher nur noch einzeln stehend an einigen wenigen Bachläufen und in Gunstlagen ohne die Gefahren eines Eisstoßes oder von Hochwasser.

Die Mühlen im Lambachtal stehen, wie seinerzeit im Landschaftsbild üblich, in größerer Anzahl hintereinander entlang eines Bachlaufs und sind damit mittlerweile einzigartig. Entlang eines Wanderwegs, der beim Gasthof Karlwirt bei Schmied-in-der-Weiz startet, können diese erkundet werden. Der Mühlentalweg führt zuerst zur „Unteren Lambachmühle“, weiter zur „Grabnflorlmühle“ und „Braun“- und „Stucknermühle“ hin zur etwas abseits gelegenen „Winkelbauermühle“. Zwischen diesen intakten Mühlengebäuden sieht man vom Weg aus im Dickicht eine in ruinösem Zustand erhaltene Mühle oder man erahnt gerade noch die Grundmauern einer ehemaligen Mühle. Auch diese Verfallszustände sind als Zeitdokument aus einem morbid-pittoresken Blickwinkel betrachtet schön anzusehen. Bei Führungen werden anhand der beiden Schaumühlen, der „Lambachmühle“ und der „Grabnflorlmühle“, die Geschichte und Technik der Bachmühlen vermittelt. Eine betriebsbereite Mühle mit Vorführungen gibt es mit der „Winkelbauermühle“ natürlich auch.  •

 

Fotos © Katarina Pashkovskaya

Fichtenhof St. Lorenzen

St. Lorenzen (Murtal)

Der spätbarocke Fichtenhof war nach 1760 an der verkehrstechnisch günstig gelegenen Stelle als ein Forstamt der Vordernberger Radmeisterkommunität verwendet worden, um aus der umliegenden, waldreichen Region einen Gutteil  der Versorgung mit Holz und Holzkohle für den Betrieb der zahlreichen Radwerke in Vordernberg sicherzustellen und diese von hier aus zu verwalten. Zur diesbezüglichen Abstimmung mit den verantwortlichen Gewerken hat sich auch Erzherzog Johann des Öfteren im Fichtenhof aufgehalten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die örtliche Gendarmerie in dem schlossartig anmutenden Gebäude ansässig, bis das Objekt schließlich in Privatbesitz gelangte. Das Gebäude litt zwischenzeitlich unter erheblichem Wartungsmangel und bereits substanzzersetzenden Feuchtigkeitsschäden, ehe Herr Christian Stiegler das Objekt erwarb und 2007 mit der behutsamen Renovierung und Restaurierung des denkmalgeschützten Gebäudes begann. Diese Arbeiten wurden über die Jahre erfolgreich umgesetzt.

Heute steht das Gebäude mit der streng symmetriekonzeptionellen Proportionierung der Fassade mit all seinen gut aufeinander abgestimmten Merkmalen, von der detailreichen und trotzdem ausgewogenen Vertikalflächengliederung bis zum seltenen, pagodenähnlich geschanzten Walmdach, in welchem sogar der Kaminkopf exakt mittig eingefügt wurde, wieder strahlend schön da. Vor allem auch die in einem warmen Grauton gefärbelten Nullflächen der Fassade harmonieren dabei sehr ausgewogen mit den in gebrochenem Weiß gehaltenen profilierten Putzflächen. Komplettiert wird das Ensemble, in das der Fichtenhof eingebettet ist, mit dem ebenfalls renovierten historischen Nebengebäude und der großzügigen Grünanlage mit parkähnlichem Charakter, wodurch das ursprüngliche, historische Erscheinungsbild sehr authentisch erlebbar ist.  •

 

Fotos © Katarina Pashkovskaya

Ausseer Bauernhaus Bad Aussee

Bad Aussee
Bezirk Liezen

Die Ausseer Bauernhauskultur ist geprägt durch einfach-funktionelle Bauten mit gering ausladenden Dächern, kleinen Fensteröffnungen und schnörkelloser Gestaltung. Als die klassische Sommerfrische durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes vor rund 100 Jahren aufkam, entstand eine Weiterentwicklung dieser Baukultur: Die Gäste aus den Städten brachten den sogenannten Heimatstil ins Ausseerland. Diesen Stil erkennt man vor allem an größeren Dachüberständen mit außen sichtbaren Dachstuhlkonstruktionselementen, an aufwendigen Verzierungen mit Schnitzereien und an größeren und teilweise buntfärbigen Öffnungselementen.

Beiderlei Einfluss zeigt das in seinem heutigen Erscheinungsbild 1803 entstandene Bauernhaus mit einem Kern aus dem Jahre 1580. Das Erdgeschoß ist hell verputzt und das Obergeschoß ist mit vertikaler, naturbelassener Holzverschalung versehen. Traufseitig findet sich das „Brickl“, eine über alle Geschoße gezogene Holzveranda mit geschnitzten Schmuckbrett-Verzierungen. Die Lochfassade wird aus naturfärbigen Kastenstockfenstern mit resedagrünen Balkenstockrahmen und gleichfarbigen Lamellenbalken gebildet. Das Schopfwalmdach mit einem Dachüberstand von etwa einer halben Sparrenfeldbreite ist mit Lärchenholzschindeln eingedeckt.

Dieses heute im umgebenden Landschaftsraum so natürlich und original wirkende Erscheinungsbild ist nicht so selbstverständlich wie es erscheint, denn das Haus war vor der Renovierung außen in einem mit Faserzementplatten verunstalteten Zustand.

Im Innenbereich ist naturbelassenes Holz das vorherrschende Material. Die Mittelflure, Stuben und Zimmer verströmen hier bäuerlich-traditionellen Charme mit Stileinflüssen des 19. Jh.

Gelegen ist das Bauernhaus im Ortsteil Obertressen auf der Anhöhe nördlich von Bad Aussee, ungefähr auf halbem Wege Richtung Altaussee. Es liegt südlich vom Tressenstein und seiner Aussichtsplattform mit dem herrlichen Rundumblick ins Ausseerland. •

 

Fotos © Katarina Pashkovskaya

Historische Bauten blühen auf

Gasthaus Wildmoser Graz

Grüne Gasse 17
8020 Graz

Das Objekt Grüne Gasse 17 ist ein frei stehender, eingeschoßiger Bau mit Satteldach und einer klassizistischen Fassadengliederung an der Straßenseite, ein typisches Grazer Vorstadthaus aus dem 18. Jh.

Seit dem anno 1924 baubescheidlich erfassten Umbau, durchgeführt von der damaligen Eigentümerin Rosalia Wildmoser, wurden kaum Renovierungsarbeiten getätigt. Auch stand das Gebäude 20 Jahre leer.

Im Rahmen eines Projektes des MEGARON-Netzwerks entstand zwischen 2016 und 2021 gleichzeitig mit der Revitalisierung des Gebäudes ein neuer, sich bis zur Wiener Straße öffnender Platz sowie südlich das mehrfach ausgezeichnete Wohn- und Geschäftshaus „PrinzessinVeranda“.

Entsprechend seiner Sonderstellung auf dem neuen Platz wurde das Gebäude einer halböffentlichen Nutzung als Gasthaus zugeführt. Bei der Renovierung wurde die Charakteristik erhalten: Das notwendige neue Dach wurde geometrisch und handwerklich gleich dem alten hergestellt. Die Fassaden wurden kalkverputzt, erhaltenswerter Putz blieb bestehen. Alle Putz-Gliederungselemente wurden restauriert bzw. wiederhergestellt: die Hohlkehlen und straßenseitig das Traufband, die (Eck-)Lisenen sowie die Putzkassetten oberhalb und die ovalen Putzfelder unterhalb der Fensteröffnungen. Vorhandene Kastenfenster konnten wieder instand gesetzt werden, fehlende wurden nachgebaut. Der Bruchsteinsockel mit Ziegelkranzabschluss wurde gereinigt, Fehlstellen ergänzt. Im Inneren beeindrucken die erhaltenen Gewölbe und die natürlichen Materialien in einem Mix aus Alt und Modern und schaffen ein behagliches Ambiente.

Das Gasthaus Wildmoser besticht mit seiner vielfältigen Speisekarte und mit seinem ruhigen Gastgarten im Schatten großkroniger Laubbäume auf der neu geschaffenen Platzfläche. Architekt Klaus Jeschek beschreibt dieses Zusammenspiel als „Kristallisationspunkt für kommunikatives Leben und eine reizende Attraktion im Lendviertel“.  •

 

Fotos © Katarina Pashkovskaya

Filialkirche zum hl. Leonhard Seewiesen

Turnau (Bruck-Mürzzuschlag)

 Der Ort Seewiesen am Fuße des Seeberges wird dominiert von der auf einer Geländestufe gelegenen und im gotischen Stile hochaufstrebenden Filialkirche zum heiligen Leonhard, welche mit ihren weiß getünchten, „strahlenden“ Außenmauern und dem lebendigen Holzschindldach in der Bergkulisse des Hochschwabmassivs eine landschaftlich-baukünstlerische Sensation darstellt. Anno 1335 wurde die erzbischöfliche Bewilligung zur Errichtung der Kirche als letzte Wallfahrtsstation vor Mariazell erteilt. Inzwischen war ja die Eisenstraße über Kapfenberg, Thörl, Aflenz und Gußwerk mit ihren Schmieden und Hammerwerken auch zu einer Pilgerstraße geworden. Für die Region war der als Kirchenpatron gewählte heilige Leonhard als Beschützer des Viehs und der Bauern – aber als Kettenheiliger auch der Bergleute – prädestiniert.

Der ursprüngliche Kultgegenstand in der Wallfahrtskirche war eine schwere eiserne Leonhardstatue, durch deren Heben („Hebebrauch“) auf Sündenerlass gehofft werden konnte. Aus der Errichtungszeit der Kirche stammen die Heiligenfiguren Leonhard und Barbara, die wichtigste Schutzpatronin der   Bergleute. Das Altarbild des heiligen Leonhard (1692) wird dem steirischen Künstler Hans Adam Weissenkircher zugeschrieben. Die Seewiesener Madonna (16. Jh.) ist eine Kopie der Mariazeller Gnadenmutter. Musikgeschichtlich bemerkenswert ist die barocke Positiv-Orgel.

In der Kirche St. Leonhard wird alljährlich die
„Handschuhtragen“-Wallfahrt ausgeübt: Im Frühjahr wird ein Handschuh in der Kirche abgelegt (das „Z´ruckbringen“), der im Herbst am Leonharditag, dem 6. November, wieder zurückgeholt wird (das „Abholen“).

Rechtzeitig zum 650-Jahr-Jubiläum konnte die Gesamtrenovierung, die durch ein namhaft besetztes Personenkomitee mit Sinn für Kulturgut unterstützt wurde, abgeschlossen werden.  •

 

Fotos © Katarina Pashkovskaya

Ehem. Benefiziantenhaus Bad Radkersburg

Bezirk Südoststeiermark
Bad Radkersburg, Hauptplatz 18
Eigentümerin: Astrid Harler

Die Entstehung des im verdichteten Verband stehenden Bürgerhauses ist direkt verbunden mit dem Erwachsen der Städte im mittelalterlichen 12. Jahrhundert bzw. der beginnenden, interessensverbindenden Zusammenrottung von spezialisierten Handwerkern und Händlern in verkehrstechnischen Gunstlagen. Die Bürgerhäuser waren die Wohn- und Geschäftsstätten des verbrieften Bürgertums und standen meist im dichten, trauf- oder giebelständigen Verband mit den Nachbarhäusern. Sie verfügten in der Regel über Räume zur Ausübung bürgerlichen Handwerks und/oder Gewerbes im Erdgeschoß sowie darüber für Wohnzwecke.

Laut dem Bauforschungsbericht des Büros „conserve“ ist durch den (einstigen) Zusammenhang des Hauses des Benefiziaten (Benefiziat: Kaplan, der einen eigenen Haushalt unterhält) mit der hofseitig benachbarten Frauenkirche auch eine parallele Bautätigkeit belegt: Ab 1667 wurde die Frauenkapelle zur Frauenkirche vergrößert und zur gleichen Zeit erfolgte der Um- und Ausbau zum Benefiziatenhaus für die Unterbringung des kirchlichen Amtsträgers. Die Bauforschung stellte fest, dass die bis ins Obergeschoß reichenden Steinmauern noch Zeugen des ursprünglich im Mittelalter (1504) errichteten Gebäudes sind.

Das ehemalige Benefiziatenhaus stellt eine Besonderheit unter den Bürgerhäusern dar, stand es ja ursprünglich dem Priester der Frauenkirche und nach der Teilung in zwei Wohneinheiten einem weiteren Priester zur Verfügung. Erst später, als das Benefiziatenhaus seinen ursprünglichen Zweck verloren hatte und bereits in zwei Bürgerhäuser geteilt war, wurden die zwei Wohneinheiten auch mit eigenen Hausnummern versehen. Der gemeinsame Dachstuhl ohne Brandwandausbildung bezeugt noch heute, dass das Haus Hauptplatz 18 und das abgeteilte Nachbarhaus Nr. 16 ursprünglich eine Einheit bildeten.  •

 

Fotos © Katarina Pashkovskaya

Ehem. Pfarrhof in Greith Bezirk Murau

Gemeinde: Neumarkt in der Steiermark
Eigentümer: Alexander Schmiderer

„Greith“ bedeutet „gerodetes Land“ – Namensbezeichnungen wie diese sind in Europa in Zeiten mittelalterlicher Landnahme entstanden. Die Ortschaft liegt an einem seit keltisch-/römischer Zeit bekannten Fernverbindungsknotenpunkt auf der nördlich verschanzten Kuppe eines südlich terrassierten Hügels, der bereits vorgeschichtlich als Höhensiedlung gedient haben könnte. Interessant ist diesbezüglich der Vulgoname des Nachbarhofes: „Moar“. Dieser Name stammt wie „Maier“ in allen Schreibvariationen vom lateinischen „maior“ (deutsch: „Verwalter“) ab.

Die Bauforschung ergab, dass der südliche Erdgeschoßbereich des Pfarrhofes bereits im 16. Jh. errichtet wurde und sich darunter noch ältere Mauerreste wie auch ein verstürzter Kalkofen befinden.

2013 wurde der leerstehende Pfarrhof von der Diözese an Alexander Schmiderer veräußert, der sich mit dem Erwerb einer pietätvollen Verwendung verpflichtet sieht und dies unter Einsatz seines großen Erfahrungsschatzes in der Altbaurenovierung bewies: Der Pfarrhof stellt sich heute in seinem äußeren Erscheinungsbild als harmonisch proportionierter Barockbau aus der Mitte des 18. Jh. dar. Die barocke Fassadengestaltung blieb nach einer Überarbeitung im 20. Jh. erhalten und konnte vollflächig freigelegt werden. Dies gilt auch für die Gliederungselemente, die nur im Sockelbereich ergänzt werden mussten. Die historischen Fensterstöcke waren noch vorhanden und die Fensterflügel wurden anhand von erhalten gebliebenen, barocken Originalflügeln nachgebaut. Die noch bestehenden barocken Holzböden wurden restauriert. Die Riemlings- und die Stuckdecken wurden freigelegt bzw. rekonstruiert. Das Walmdach mit seiner historischen Ziegeldeckung wurde renoviert.

Im Abendlicht bildet das Ensemble mit dem Pfarrhof und der gotischen Pfarrkirche vor dem östlich gelegenen Zirbitzkogel einen atemberaubenden Anblick.  •

 

Fotos © Katarina Pashkovskaya

Wegererhaus Pöllau

Gemeinde: Hartberg-Fürstenfeld
Eigentümerin: Ingrid Birringer

Nach der Grundbucheinführung im Jahre 1580 wurde das Haus im Jahr 1607 erstmals urkundlich eingetragen. Das spätere Wegererhaus entstand durch die Dreiteilung des Gebäudes der ehemaligen herrschaftlichen Fleischbank. Die Bebauung der östlichen Herrengasse (ursprünglich Fleischhackergasse) ist geschichtswissenschaftlich allerdings bis in das mittelalterliche 14. Jahrhundert zurück zu belegen.

Nach eingehender Bauforschung durch die heutige Eigentümerin und Kunsthistorikerin Ingrid Birringer konnten die Grundmauern aus Naturstein tatsächlich bis ins Mittelalter zurückgedeutet werden. Bei dem Bereich zwischen den Gewölbeauflagern im Erdgeschoß und den darauf ziegelgemauerten Stichkappengewölben mit Gratbetonung handelt es sich um die Errichtungszeit des 16. Jahrhunderts und den Stil der Renaissance. Im 17. und 18. Jahrhundert (Barockzeit) war das Gebäude im Besitz von Tuchmachern, aus dieser Zeit stammt der zweigeschoßige Ostrisalit. Ab 1802 erfolgte die Erweiterung des Gebäudes um eine Seifensiederei und 1819 erhielt das Haus von dem damaligen Eigentümer Franz Wegerer seinen bis heute bestehenden Namen. Aus dem 19. Jahrhundert stammt die Fassade aus Rieselputz mit Hohlkehle, die an der West- und Südseite zusätzlich mit Eckpilastern und Geschoßdeckenbändern ausgestattet ist. Darunter fand sich eine barocke Fassadierung, unter welcher wiederum quasi als „Grundierung“ renaissancezeitliche, rötlich-pigmentierte Putze nachgewiesen werden konnten. Nach der Instandsetzung des Daches und Renovierungsarbeiten im Gebäudeinneren ab 1993 wurden zuletzt im Jahre 2019 die Fassaden fachgerecht und authentisch restauriert. Seither kann das Haus auch wieder nach außen sichtbar „einen gemeinkulturellen Grundwert als historisches Gebäude im Markt Pöllau darstellen“ (Zitat Ingrid Birringer).

 

Fotos: © Katarina Pashkovskaya

Ottersbachmühle St. Peter

Gemeinde: St. Peter am Ottersbach
Wittmannsdorf 14, 8093 Wittmannsdorf
Bauherr: Rudolf Strohmaier

Rudolf Strohmaier hat schon als Kind dort gespielt, und im Sommer, wenn der Ottersbach nur wenig Wasser führte, hieß es auch für ihn: Mühle putzen. Gleich gegenüber ist schon die Mutter aufgewachsen und als das Anwesen vor gut zehn Jahren stückweise verkauft wurde, schlug er zu: 2011 kaufte Rudolf Strohmaier gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Theo Poppmeier die Ottersbachmühle in St. Peter. Sie war so baufällig, dass ein herbeigerufener Sachverständiger von einem Betreten des Gebäudes sicherheitshalber Abstand genommen hatte.

Im Mauerwerk prangten zwei riesige Löcher, das größte hatte einen Durchmesser von acht Metern, und das trotz einer Wandstärke von 1,35 Meter. Die Entscheidung für die Revitalisierung fiel Strohmaier, obwohl selbst Baumeister und somit fachkundig, nicht leicht. Das Zünglein an der Waage war sein Vater, Handwerker aus Leidenschaft, ein bisschen trug zum „Pack’ ma’s an!“ auch Karl Hohl sen. bei. Der mittlerweile verstorbene Handwerker galt als der Mühlenspezialist in Südösterreich. Er, damals schon 83 Jahre alt, fragte Strohmaier, was er mit der Mühle zu tun gedenke. Warum er das wissen wolle, fragte ihn dieser. „In dieser Mühle habe ich das Mühlbautischlerhandwerk gelernt“, sagte Hohl, „und wenn du mich helfen lässt, wird es meine letzte Mühle sein, die ich umbaue.“ So war es dann auch.

2012 wurde gestartet, mit unzähligen Freiwilligen- und etwa 7000 Fachkraft-Stunden, 24 Monate lang, jede Woche von Donnerstag bis Sonntag. Damit die Revitalisierung nicht unter Liebhaberei fiel, entschloss man sich, die Mühle als einen Gastrobetrieb auszurichten. Fachliche Unterstützung bekam Strohmaier vom Bundesdenkmalamt und vom Land Steiermark, und auch wenn der Baumeister in anderen historischen Bauprojekten viel über den Umgang mit alten Baumaterialien lernte, hat die Mühle sein Wissen und seine Einstellung zu vielen Dingen im Leben nochmal erweitert. Unvorstellbar sei jedenfalls die Energie gewesen, die alle freiwilligen Beteiligten in diesen 24 Monaten Bauzeit aufgebracht hätten. „Das würde ich heute nicht mehr schaffen“, betont Strohmaier, der bei dem Projekt Architekt, Statiker, Baumeister in einer Person war. Die Pläne zeichnete er mit der Hand, unter anderem von der benachbarten Mühle, die inem Vorfahren gehört hatte, besorgte er Baumaterial, es kamen nur traditionelle Handwerkstechniken zum Einsatz. Die Fassade besteht aus selbst gelöschtem Kalkputz, der nur ein Fünftel des Industrieproduktes gekostet habe, betont Strohmaier, in den Innenräumen wurde Lehmputz verwendet. In die Fensteröffnungen wurden neue Wiener Stockfenster aus Rotlärche gesetzt, aus Lärche ist auch das Mühlenrad mit fünf Metern Durchmesser, das ursprünglich aus Mariazell stammte, aber so schlecht erhalten war, dass es von den „Bausenioren“ um Strohmaiers Vater und Karl Hohl nachgebaut wurde. Die Mühle ist mit Wandheizung ausgestattet, die Energie liefern vier Wärmepumpen und ein Turbinenlaufrad, die die Wasserkraft des Ottersbachs nutzen. Strohmaiers Ziel ist es, mittelfristig energieautark zu werden. Das Brauchwasser kommt schon jetzt aus dem eigenen Brunnen.

Die erste urkundliche Erwähnung stammt von 1650, die Mühle dürfte aber schon im 15. Jahrhundert in Betrieb gewesen sein – vom Mauerwerk her konnte man das Entstehungsdatum jedenfalls nicht bestimmen -, von 1785 weg kennt man die Namen der Vorbesitzer. Erst bei Grabungsarbeiten habe man erst entdeckt, dass das Wasser für den Mühlenantrieb früher unter dem Gebäude verlaufen sei. Was auf der einen Seite Jahrhunderte überdauerte, hat das moderne Leben in wenigen Jahren „geschafft“: Tausalz hat sehr zum Leidwesen Strohmaiers den Sandstein der Fassade an der Straßenseite um einen Zentimeter schrumpfen lassen.

Die Ottersbachmühle mit seinen vier Etagen ist Gastrobetrieb und Museum zugleich. Die alten Mühleinheiten sind mit Schautafeln beschildert, dadurch wird ein kleines Stück Müllertradition vor dem Vergessenwerden bewahrt. In den oberen Stockwerken ist Platz für Kunsthandwerksausstellungen. Zur Mühle gehören das alte Müllerhaus, in dem heute Mietwohnungen untergebracht sind, und ein Sägewerk. Auch dafür hat Strohmaier Pläne: Sie soll möglichst originalgetreu erhalten Platz für Veranstaltungen, für Kunst und Kultur bieten. Der Baumeister möchte mit seinem Mühlen-Projekt nicht nur ein Stück vergangenes Kulturgut lebendig machen. Für ihn ist die Beschäftigung mit dem Alten immer mehr eine Quelle, über unser modernes Leben nachzudenken – und das zu hinterfragen. Strohmaier: „Es wurde damals schon vieles richtig gemacht.“ •

 

Fotos: © Marija Kanizaj

Burg Neuhaus Stubenberge am See

Gemeinde: Stubenberg am See
8223 Stubenberg 55
Bauherr: Vetter von der Lilie

Im Jahre 1982 kaufte die Familie Vetter von der Lilie die Burgruine Neuhaus bei Stubenberg mit dem Ziel, dieses historische  Kulturdenkmal zu retten und wieder zum Leben zu erwecken. Berufsbedingt war das nur in den Sommermonaten möglich.

Der Sage nach lebten auf Burg Neuhaus einst drei liderliche Brüder, Raufbolde und Leuteschinder, die, nachdem sie dem Stubenberger Pfarrer Messwein gestohlen hatten, betrunken in den Burghof torkelten, um den Zwingerhunden den Rest des geweihten Osterfleisches vorzuwerfen. Und das, während die Leute in der Kirche saßen und den Ostersonntag feierten. Als die Glocken zu Stubenberg läuteten, erbebte die Burg in ihren Grundfesten, ein Blitz schlug ein, tötete die Brüder und setzte die Burg in Flammen. Die wahre Geschichte war profaner: Es stimmt, dass die Burg mehrmals abgebrannt ist, wieder aufgebaut wurde und zuletzt nur eine Ruine zurückblieb. Bis 1982, als Karl und Ingrid Vetter von der Lilie diese kauften. Weil die bis zu 4,50 Meter dicken Mauern das Gebäude nicht ganz verfallen ließen und ein zu Rate gezogener Statiker lapidar meinte: „Es wird schon nicht einstürzen“, wagte das Ehepaar mit seinem damals noch kleinen Sohn das Projekt Revitalisierung.

Die vordringlichste Aufgabe bestand hierbei darin, den Bewuchs und den bis zu fünf Meter hohen Schutt aus dem Inneren des Gebäudes zu entfernen, was händisch erfolgen musste. Sodann erfolgte die statische Absicherung der Außenwände, wobei es sich im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt als notwendig erwies, über dem ersten und dem zweiten Obergeschoß statt der ursprünglichen Gewölbe aus Bruchsteinen Betondecken einzuziehen und in den Außenwänden zu verankern. Dem folgte die Wiedererrichtung eingestürzter Mauerteile, wobei den denkmalpflegerischen Vorgaben unter Erhaltung der historischen Bausubstanz besondere Beachtung zu schenken war. Parallel dazu erfolgte der schrittweise Ausbau der Zimmer, wobei die Sanitärräume die größte Herausforderung darstellten.
Karl Vetter von der Lilie war als Diplomat in vielen Ländern Europas tätig, die Bauarbeiten konnten daher meist nur in den Sommerferien stattfinden. Wie die Burg früher ausgesehen hatte, ist nur auf einem Stich aus dem Jahr 1680 überliefert, alte Baupläne konnten auch in Grazer Archiven nicht aufgefunden werden. Die Pläne ergaben sich aber letztlich von selbst. „Wenn man in und mit dem Gebäude lebt, fallen einem viele Dinge auf, wie es gewesen sein musste“, sagt Vetter von der Lilie.   
Ab dem dritten Jahr wohnte die Familie bereits in der Burg, „sehr primitiv“ anfangs in nur einem Raum mit Bad. Wasser gab es schon, Strom noch provisorisch, es war noch immer eine Ruine ohne Dach. Nach einigen Jahren, die Familie war im Ausland, rief der Landeskonservator an und meinte, das Priesterseminar in Graz werde umgebaut und ein Teil des alten Dachstuhls sei zu haben. Mit viel Mühe wurde dieser auf die Burg transportiert, doch letztlich passte er nicht, die aufwändigen Vorarbeiten waren umsonst. Hals über Kopf musste eine neue Entscheidung getroffen werden. Im Einvernehmen und mit finanzieller Unterstützung des Bundesdenkmalamtes kam letztlich ein moderner Dachstuhl in der auf alten Ansichten belegten Form auf das Gebäude.

In der Steiermark gibt es zwar noch gute Handwerker, sie zu finden sei aber nicht einfach gewesen, erzählt Karl Vetter von der Lilie. Generalunternehmer gab es keinen, von dem einen oder anderen Bauunternehmen habe man sich verabschiedet. „Auch einen Architekten konnten wir uns sparen – dieser war bereits vor 650 Jahren hier!“, sagt Vetter von der Lilie. Weil das Mauern mit Steinen heute nicht mehr gehandhabt wird, waren es oft pensionierte Maurer, die aushalfen. Es durfte kein Zement verwendet werden, recht aufwendig war auch der Verputz, den man nur mit der Kelle auftragen durfte. Neben dem Bundesdenkmalamt (Dach) leistete auch der „Fonds zur Revitalisierung historisch bedeutender Baudenkmäler“ des Landes Steiermark finanzielle Unterstützung. Auch wenn diese Landesförderung nur zehn Prozent der tatsächlichen Summe übernommen hatte, sei diese ein sehr wichtiger Betrag gewesen, betont Karl Vetter von der Lilie.

Heute, fast 40 Jahre nach dem Ankauf, ist die Revitalisierung weitgehend abgeschlossen. In den Sommermonaten stehen sogar drei Apartments zur Vermietung zur Verfügung, die Mieteinnahmen fließen umgehend wieder in die Burg. Auf die Frage, wie viel insgesamt investiert wurde, antwortet der Burgherr lachend: „Wir machen ja gelegentlich Führungen. Da sage ich immer: ,Sie können mich alles fragen, nur zwei Dinge nicht: Wann wir fertig werden und wie viel es gekostet hat. Ich weiß beides nicht.“ Etwa zwei Jahre lang habe er Buch geführt, dann aufgehört. „Fakt ist, dass wir keinen einzigen Euro Schulden haben. Wir hatten am Anfang nur einen Bausparvertrag.“ •

 

Fotos: © Marija Kanizaj

Sanieren statt Planieren

Klug gebaut

Tabakfabrik Fürstenfeld Fürstenfeld

Fürstenfeld
Fabriksgasse 1, 8280 Fürstenfeld
Bauherr: Ohnewein

In Ungarn und in den Ländereien um Fürstenfeld wurde Ende des 17. Jahrhunderts Tabak angebaut, der im „Schloss am Stein“ in Fürstenfeld verarbeitet wurde – in einer der ersten Tabakfabriken der Welt. Bis in die 1950er-Jahre war sie der wichtigste Arbeitgeber der Stadt, zugänglich lediglich für Mitarbeiter des Unternehmens. Für alle anderen war die Tabakfabrik vor allem ein Ort, der Neugierde weckte. So auch für den Architekten Friedrich Ohnewein, der mit seiner Convalo-Gruppe heute Eigentümer ist.

Nach Schließung der Fabrik im Jahr 2005 erwarb zunächst die Gemeinde Fürstenfeld das Gelände – es gab Pläne für ein Japan-Museum –, doch dann verkaufte die Stadt die Tabakfabrik an ein Konsortium, das aus dem Areal ein Einkaufszentrum machen wollte. Letztlich kam es in den Besitz von Architekt Ohnewein, der mit seinem Plan überzeugte: Er wollte das ganze Areal entwickeln und nicht nur einzelne Gebäude sanieren. Der ursprüngliche Gedanke, eine Rehabilitationseinrichtung unterzubringen, um damit auch die Innenstadt zu beleben, scheiterte nach intensiven Vorarbeiten und zähen Vorverhandlungen. Schweren Herzens ließ man von der Reha-Idee ab, dass aber das künftige Areal dennoch einzigartig werden würde, war Architekt Ohnewein von Anfang an klar. Der nunmehrige Zweck ist der ursprünglichen Idee verwandt: Im Hauptgebäude der Tabakfabrik ist im Erdgeschoßbereich ein Ärztezentrum untergebracht. In den oberen Stockwerken und in den beiden Nebengebäuden befinden sich Wohnungen.

Der Spatenstich für den Umbau des ersten Hauses, genannt „Zigarre“, war im August 2013. Es war Eile geboten, denn das Gebäude war im Umbau steckengeblieben, hatte keine Fenster und hätte durch den Winter Schaden genommen. Im Oktober 2015 startete man mit dem Umbau der „Altesse“. Am aufwändigsten war der Rückbau des Hauptgebäudes in der Fabrikgasse 1, womit im Dezember 2016 begonnen wurde. Den Rückbau von der industriellen Nutzung zum neuen Verwendungszweck beschreibt Architekt Ohnewein als größte Herausforderung, auch wenn die Industriearchitektur aus der Monarchie genügend Flexibilität geboten habe, die hallenartigen Geschoße von der Grundsubstanz gut zum Umnutzen und der Gesamtzustand nach 240 Jahren noch erstaunlich gut gewesen sei, erinnert sich Ohnewein. Der Rückbau betraf vor allem den Innenhof, Herzstück des Areals, über den sich ein Flachdach spannte, welches entfernt wurde und historische Bausubstanz – etwa den Arkadengang mit seinen Natursteinquadern – freilegte. Der Innenhof wurde begrünt. Die Maschinen für die Zigarettenproduktion gingen nach Glasgow, bis auf eine, die sich Architekt Ohnewein als Erinnerung behalten hat.

2019 konnte das gesamte Areal mit acht Fachärzten, medizinischen Dienstleistern und 82 Wohnungen  feierlich eröffnet werden. Architekt Ohnewein pflegte bei den Umbau- und Restaurationsarbeiten eine enge und gute Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt, immerhin handelt es sich bei der Tabakfabrik um ein Industriedenkmal. Mit den Vorschriften der Förderpartner ging der Architekt konform, „schließlich muss man einem Gebäude, das doch etwas älter ist als man selbst, Respekt entgegenbringen“, betont er schmunzelnd. Gefördert hat das Projekt das Land Steiermark über die umfassende Altbausanierung für geförderten, leistbaren und hochwertigen Wohnraum. Zur Landesförderung floss viel eigenes Geld „und Liebe“, wie Architekt Ohnewein betont. Die Stadtgemeinde hat die Verkehrsinfrastruktur gefördert, im Gegenzug hat Architekt Ohnewein Wege an die Stadt abgetreten und das gesamte Areal geöffnet. Als 4. Bauabschnitt ist noch die Sanierung und Revitalisierung der Bastei in Ausarbeitung  

Aus der einst abgeschlossenen Tabakfabrik ist nun ein für die Öffentlichkeit zugänglicher neuer Stadtteil entstanden, ein Begegnungsort für alle. •

 

Instandsetzung der Fassadenflächen im Innenhof: www.schaunigg.at

Fotos: © Marija Kanizaj

Elektrizitätswerk Krieglach

Gemeinde: Krieglach
Eisenhammerstraße 2, 8670 Krieglach
Eigentümer: Waldbüro RG ZT-GmbH

Das alte Wasserkraftwerk im Gestaltungsstil der Frühzeit der Elektrifizierung – Sichtziegelmauerwerk mit verputzten Nullflächen und flach geneigtem Satteldach sowie großen Stahlrahmenfenstern mit Segmentbogenabschluss an der Oberkante – stand bereits einige Jahre leer, ehe es die Waldbüro RG ZT GmbH revitalisierte.

Bei der Renovierung des ehemaligen Kraftwerkes wurde darauf geachtet, dass das äußere Erscheinungsbild nur dort verändert wurde, wo es unbedingt notwendig war. Sämtliche Putzflächen und Sichtziegeloberflächen wurden gereinigt und restauriert.
Statt der originalen Metallrahmenfenster mit Einscheibenverglasung wurden thermisch optimierte Holzfenster eingebaut, deren Sprossen-, Flügel- und Oberlichtenteilungen sich an den Maßen der alten Fenster orientieren.

Das Dach musste aufgrund einer zerstörten Dachstuhlkonstruktion erneuert werden. Beim Nachbau wurde auf Detailtreue geachtet. Der Sparrenabstand sowie die gesamte Dachstuhlkonstruktion und ihre Abmessungen wurden wie im Original beibehalten. Auch die neuen Balkenköpfe weisen die gleichen Profilierungen auf.
In der Innenraumgestaltung, welche von Holz dominiert wird, spiegelt sich die Tätigkeit des Unternehmens wider. Stauräume, Möbel und Trennelemente, sowie das Galeriegeschoß inklusive Treppe sind aus unterschiedlichen Hölzern hergestellt. So wurde ein gemütliches Arbeitsklima geschaffen, in welchem sich MitarbeiterInnen und die Kunden gleichermaßen wohl fühlen. •

 

Fotos: © Katarina Pashkovskaya

Loreto Kapelle Bezirk Graz-Umgebung

Gemeinde: Gutenberg-Stenyengreith
Garrach 36, 8160 Gutenberg-Stenyengreith
Eigentümer: Römisch-kath. Pfarre Gutenberg

Oberhalb von Schloss Gutenberg steht in erhöhter Lage die Loretokirche. Der kleine Rechteckbau mit hohem dreieckigem Dachgiebel, einer Sakristei und einem ­turmähnlichen Anbau wurde 1691 als sogenannte Wehrkirche erbaut. Der dachreiterartige Turm wurde erst 1892 im Stil der historistischen Neogotik errichtet.

Die Kapelle ist umgeben von einer Mauer mit nahezu rechteckigem Grundriss, welche innen Nischen ausbildet und nach außen durch die Schlüssellochscharten einen wehrhaften Charakter vermittelt. In den Eckabschrägungen der Mauer befinden sich vier Initienkapellen, welche vom Innenhof her jeweils über ein Portal erschlossen werden. Diese wölben mit geschindelten Zwiebeltürmchen nach außen vor. Sämtliche Fassaden sind mit Pilastern und durchgehenden Gesimsen gegliedert.

2016 hat sich die Notwendigkeit einer umfassenden Renovierung der Gesamtanlage gezeigt. Zusätzliche Dachrinnen wurden angebracht, die Fassade von sperrenden Putzschichten befreit und gereinigt. Zudem wurden Putzfehlstellen ausgebessert und die gesamte Anlage neu gefärbelt. Auch die historische Sonnenuhr an der Ostseite wurde restauriert. Die Festungsmauer mit den vier Kapellen wurde trockengelegt und ein mit Rampen erschlossener barrierefreier Zugang in die südwestliche Mauer eingeschnitten.

Bei der Renovierung haben viele Handwerker der Gemeinde ehrenamtlich mitgearbeitet und somit dazu beigetragen, ein Juwel der historischen Baukultur in die Zukunft zu tragen. •

 

Restaurierung der Sgraffitogestaltung und Sonnenuhr sowie Instandsetzung der Ziegelimitationsmalerei innen: www.schaunigg.at

Fotos: © Katarina Pashkovskaya

Müllerhaus Wittmannsdorf

Wittmannsdorf
Wittmannsdorf 14, 8093 Wittmannsdorf
Bauherr: Ing. Strohmaier

Die verfolgbare Geschichte der Ottersbachmühle geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Schätzungen gehen davon aus, dass die erste Mühle in Wittmannsdorf jedoch bereits im Mittelalter errichtet worden ist. Nach der Fertigstellung der Sanierungs- bzw. Renovierungsarbeiten  der Ottersbachmühle im Jahre 2014, begannen auch die Umbauarbeiten des gegenüberliegenden Müllerhauses zu einem Wohnkomplex in 5 Wohneinheiten. Die Umbauarbeiten starteten mit der Unterfangung der Außenmauern, danach erfolgte der Abriss der Dübelbaumdecke über dem Erdgeschoß, gefolgt von der Decke über dem 1. Obergeschoß und Zug-um-Zug die Herstellung eines neuen Dachaufbaues. Der Dachstuhl war noch sehr gut in Schuss, nur einige Abschnitte mussten getauscht werden.

Nach der gesamten Innenraumsanierung folgten die Fassadenarbeiten. Die Gesimse wurden im gleichen Maßstab, Material und Farbton wiederhergestellt. Das Müllerhaus gilt, neben der Ottersbachmühle, als Vorzeigeobjekt. Denn man verwendete ausschließlich alternative und historische Bau­stoffe. Besonders ist nicht nur die Art der Trockenlegung, sondern auch die Wahl des Außen – und Innenputzes und der Farbgestaltung. Es wurden nämlich nur Lehmputze und diffusionsoffene Lehmfarben verwendet.
Die Wohnungen wurden 2017 bezogen und die Bewohner schätzen das besondere Wohnklima in den historischen Wohnräumen. •

 

Fotos: © Katarina Pashkovskaya & Marija Kanizaj

Pantzhaus Bezirk Liezen

Marktgemeinde St. Gallen
Markt 35, 8933 St. Gallen
Eigentümer: Marktgemeinde St. Gallen

Bereits 1600 prägte das „Pantzhaus“ das Ortsbild von St. Gallen. Das Gebäude ist wohl das älteste Haus des Marktes und steht unter Denkmalschutz.
Der Erbauer des Hauses war 1530 der Gewerke und Hammermeister Wolfgang Pantz der Erste. Er begründete damit den Stammsitz der weit verzweigten und über viele Jahrhunderte im Eisenwesen tätigen Hammerherrenfamilie.

Das Ensemble des alten Hammerherrenhofes umfasste auch das benachbarte Hallerhaus, welches durch Zufall nun gleichzeitig renoviert wurde.
Das Pantz´sche Stammhaus, wie es auch genannt wurde, war von 1849 bis 1977 Sitz des Bezirksgerichts St. Gallen. Nach der Zusammenlegung der Gemeinde St. Gallen mit der Gemeinde Weißenbach an der Enns sind in diesem Gebäude das Gemeindeamt und ein Informationszentrum untergebracht.
Im Rahmen einer Färbelungsaktion vor ca. 40 Jahren erhielt das Gebäude eine weinrote Fassadenfarbe.
Heute erstrahlt das Gebäude – so das Ergebnis einer restauratorischen Befundung – wieder in den ursprünglichen Farben der barocken Fassadengliederung: Weiß und Grau. Mit besonderer Sorgfalt wurden auch die historisch wertvollen Tore mit feinem Schnitzwerk und vielen reich verzierten Schmiedeeisenelementen, sowie die Holzdecken und Stichkappengewölbe restauriert. •

 

Fotos: © Katarina Pashkovskaya

Hallerhaus Bezirk Liezen

Gemeinde: Marktgemeinde St. Gallen
Markt 36, 8933 St. Gallen
Eigentümer: Dr. Sui Yali

Der ehemalige Gasthof „Zur Post“ war einst ein Gewerkenhaus. Dieses Haus, das sogenannte „Hallerhaus“, ist heute die Arztpraxis von Frau Dr. Sui Yali und zugleich auch ihr Wohnhaus.
Das Hallerhaus hat – typisch für bedeutende Hammerherrenhäuser der Region – eine Sgraffitofassade. Diese stammt aus der Zeit um 1600 und besteht aus Bändern mit Pflanzenmotiven und Sirenen. Die Sgraffitos um die Fensterumrandungen wurden nachfolgend qualitativ hochwertig rekonstruiert. Grund für diese Maßnahme dürfte eine bereits länger zurückliegende Vergrößerung der Fensteröffnungen gewesen sein.

Im Obergeschoß nahezu mittig befindet sich ein Doppelfenster mit Steingewände bestehend aus einem Mittelsteher inklusive Würfelkapitell.

1975 wurde die Sgraffittofassade im Zuge einer Färbelungsaktion für damalige Qualitätsansprüche hochwertig restauriert. Danach wurde sie aber nicht mehr gepflegt. Nach restauratorischer Befundung wurde nun die Fassade gereinigt und etwaige Fehlstellen ergänzt. Nach der Renovierung erscheint sie wieder in dem prachtvollen Kontrast aus der „calce bianco“ Deckschicht mit ihrer durchgefärbten weißen Farbbrillianz und der darunterliegenden dunkelgrau-anthrazit getönten Holzkohlepigment-Putzschicht, die durch die Sgraffito-Kratztechnik freigelegt wurde.

Im Innenbereich finden sich Steingewände-Türöffnungen, die der Errichtungszeit entsprechend in Kalkputz gefasst sind. Holzdecken, Stichkappengewölbe, ausgeschmückte schmiedeeiserne Bänder und – als absolute Rarität – ein schmiedeeiserner Ofen mit Panthermotiven.

Mit dem neuen Marktgemeindeamt und dem kürzlich renovierten Pantzhaus (Markt 35) bildet das Hallerhaus nun den nördlichen Abschluss des Hauptplatzes von St. Gallen. Zusammengefasst ein historisches Ensemble auf dem neuesten Stand der Denkmalpflege. •

 

Instandsetzung/Rekonstruktion der Sgraffitofassade: www.schaunigg.at

Fotos: © Katarina Pashkovskaya

Vierseithof Esther Wenzel Bezirk Hartberg Fürstenberg

Gemeinde: Ottendorf an der Rittschein
Ottendorf 56, 8312 Ottendorf an der Rittschein
Eigentümerin: Esther Wenzel

Im Jahre 1997 wurde die Hofanlage und Kleinlandwirtschaft in Ottendorf an der Rittschein von Frau Esther Wenzel erworben.
Der kleine Vierseithof besteht aus einem Wohnhausbereich im Südteil sowie den Stallungen und Wirtschaftsräumen in den übrigen Gebäudeflügeln. Die Lage im Kammbereich eines Hügelverlaufes stellt eine gebiets­typische Form ursprünglicher, landwirtschaftlich geprägter Besiedelung dar.

Trotz des desolaten Allgemeinzustands war der Charme in Verbindung mit einer erhaltenen Authentizität für den Kauf entscheidend. Während der Renovierung stellte ein großflächig ausgebreiteter Hausschwammbefall das größte Problem dar. Mit viel Einfühlungsvermögen und Sinn für die Bewahrung der Charakteristik des historischen Objektes wurden vorerst nur zwei Räume wieder bewohnbar gemacht.
Ab 2009 wurde die gesamte Anlage Schritt für Schritt unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten instand gesetzt und für einen zeitgemäßen Wohnstandard adaptiert. Im Bereich der ehemaligen Tenne wurde ein Laufstall für die zwei Pferde und die zwei Maultiere der Hobbylandwirtin eingerichtet.
Besonders reizvoll ist heute wieder der kleine Innenhof mit seinem gedeckten Umgang und den unterschiedlichen Niveaus, der interessante Blicke durch den Wohnbereich in die offene Landschaft hinaus ermöglicht. Mit der Gesamtheit der gelungenen Maßnahmen konnte der charmante Vierseithof beispielhaft revitalisiert und nachhaltig im Bestand gesichert werden. •

 

Fotos: © Katarina Pashkovskaya

Hammerherrenhof zum Müllehammer Bezirk Murtal

Gemeinde: Marktgemeinde Obdach
Hauptstraße 3, 8742 Obdach
Eigentümer: Klaudia und Claudio Bizzarri

Das Hammerherren-Hofensemble befindet sich unmittelbar neben der Bundestraße auf der Höhe des Ortskernes in Obdach. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1420. Das Ensemble umfasst das ehemalige Hammerherrenhaus, das ehemalige Personalhaus – welche beide bewohnt werden – und den alten Kohlbarren, der den Eigentümern Klaudia und Claudio Bizzarri als Restaurierwerkstätte und Atelier dient.

Das Herrenhaus ist ein zweigeschoßiges, nicht unterkellertes Gebäude mit typischem Walmdach in Ziegeldeckung und interessant gemischter Bauweise aus Holz-Blockbau und Natursteinmauerwerk. Die Kalkputz-Fassade mit architektonischer Gliederung besteht aus Lisenen, Faschen und Fensterrahmungen. An der Südfassade befindet sich ein Marienmonogramm aus dem Jahr 1768. Während der Restaurierung sind an der Süd- und Westfassade auch ältere Putzfragmente und Bauveränderungen sichtbar geworden. Anhand dieser konnte die Baugeschichte dokumentiert und in weiterer Folge ein Bauphasenplan erstellt werden.

Äußerst bemerkenswert ist der Kohlbarren. Dieser diente zur Lagerung der Kohle, die im Hammerwerk gebraucht wurde. Mit seinen sehr kunstvoll ausgeformten Giebelmauern und dem einzigartigen Mansardendach, dessen obere Fläche längs nach innen gekrümmt ist, sowie der Spitzbogenfenster inklusive Ziegelgittern ist der Kohlbarren ein Architekturjuwel seiner Zeit.
Das Personalhaus aus jüngerer Zeit komplettiert das ­Hofensemble. Mit der schlichten Kalkfassade, den traditionellen Proportionen und Materialien fügt es sich sehr harmonisch ein.
Das alte Hammergebäude musste 1960 dem Ausbau der Bundesstraße weichen, das übrige Hofensemble ist jedoch bei den derzeitigen Eigentümern in den denkbar besten Händen. •

 

Fotos: © Katarina Pashkovskaya

Minoritenkirche “Maria im Walde” Bezirk Bruck-Mürzzuschlag

Stadt Bruck an der Mur
Minoritenplatz 88, 8600 Bruck an der Mur
Eigentümer: Römisch-kath. Pfarre Bruck a.d. Mur

Die ehemalige Klosterkirche „Heilige Maria im Walde“, bekannt als Grabstätte des „letzten Minnesängers“ und Landeshauptmannes Hugo von Montfort hat eine bewegte Geschichte, die beginnend mit der Auflassung des Minoritenkonvents 1808 negative Höhepunkte erlebte. Die Nutzung als Lager im zweiten Weltkrieg hatte schwere Schäden im Inneren der Kirche zu Folge. Der nächste negative Höhepunkt war 1951, als der hintere Teil unter dem Sängerchor abgetrennt und zu einem Laubengang für Fußgänger umgestaltet wurde.

Außen präsentiert sich die Kirche mit ihren ungegliederten Fassaden äußerst schlicht, ganz im Sinne des namensgebenden Bettelordens. Hier fallen durch Zierrat lediglich das Hauptportal mit seinem gotischen Steingewände und der Chor mit der Apsis mit Strebepfeilern sowie reduziert buntverglaste Spitzbogenfenster mit profilierten Steingewänden auf. Auch die Umgestaltung im sonst eher durch opulente Gestaltung auffälligen Barock änderte daran wenig. Damals erhielt das Langhaus innen vier Joche von jeweils achtteiligen Gratgewölben auf breiten Gurtbögen und kräftigen Wandpfeilern. Schlicht in der Gestaltung auch die in dieser Zeit errichtete Antoniuskapelle an der Nordseite. Des Weiteren gibt es zahlreiche schöne Fresken im Kirchenraum und Schnitzereien, insbesondere das Tympanon über dem Hauptportal.
Der Leistung des Kuratoriums um Ing. Hannes Merl und Dipl.-Ing. Werner Hilber ist es zu verdanken, dass sich die Minoritenkirche heute in einem bemerkenswerten Zustand befindet. Der ehemalige Straßenraum ist wieder der Kirche zugeordnet. Störende nachträgliche Einbauten wurden ebenfalls entfernt. Zusätzlich wurde die Raumgestaltung adaptiert und die Ausleuchtung der Kirchenräume optimiert.
Heute präsentiert sich die Minoritenkirche – auch bei vielen feierlichen Anlässen – wieder als Juwel. •

 

Fotos: © Katarina Pashkovskaya

Winterkapelle Graz

Stadtgemeinde Graz
St.-Veiter-Straße, 8045 Graz-Andritz
Eigentümer: Verein zur Sanierung der Winterkapelle

Am Beginn der ansteigenden St. Veiter Straße steht die hoch aufstrebende spätbarocke Wegkapelle, die ihren Namen dem ehemaligen gegenüberliegenden Gasthaus Winter verdankt. Sie wurde in ihrer heutigen Form im Jahr 1779 erbaut. Im Zentrum dieser Absidenkapelle steht die beeindruckende, ebenfalls barocke Statue der Maria Immaculata.

Die heutige Winterkapelle ist der Nachfolgebau einer älteren Holzkapelle, welche laut einer Chronik des Stift Rein nach dem Sieg über die Pest 1560 erbaut wurde. Die an der Pest Verstorbenen durften nicht auf den Kirchfriedhöfen bestattet werden und wurden meist an Kirchwegen in Massengräbern beigesetzt, in deren Nähe oft Marienkapellen errichtet wurden.
Der Zahn der Zeit setzte der Kapelle seit ihrer letzten ­Restaurierung sehr stark zu. Zudem führte die starke Verkehrsbelastung zu einer Neigung des Sockels der ­Statue. 2012 waren die substanzbedrohlichen Schäden nicht mehr zu übersehen. Daher gründete Ing. Manfred ­Strimitzer einen Verein zur Rettung des barocken ­Kleinodes.
Bei der Fassadenrestaurierung gelang es, SchülerInnen der Landesberufsschule Graz-St. Peter und Malerlehrlinge des Ausbildungszentrums Graz-Andritz mit einzubinden.
Alle Arbeiten wurden aufgrund vorangegangener Bauforschung fachlich begleitet, wodurch die Kapelle wieder die ursprüngliche Farbfassung erhielt. Dem Verein und der Unterstützung von ehrenamtlich Mitwirkenden ist es zu verdanken, dass die Kapelle vor dem Verfall gerettet wurde.

Im September 2015 erfolgte schließlich die Wiedereinweihung der Winterkapelle. Sie dient seither wieder für verschiedene festliche Anlässe im Kirchenjahr. •

 

Fotos: © Katarina Pashkovskaya

Villa Annenheim Gratwein-Straßengel

Gratwein-Straßengel
Bahnhofstraße 9, 8112 Gratwein-Straßengel
Eigentümer: Mag. Hans Georg Popp

1904 erwarben die Eheleute Anna und Andreas Hois ein Grundstück und errichteten darauf in der Gründerzeit von 1907 bis 1909 ein Wohnhaus im Stil einer repräsentativen Stadtvilla, die sogenannte Villa Annenheim.

Sie gilt als sozial- und lokalhistorisches Dokument für die Baukultur im Grazer Umland vor dem Ersten Weltkrieg. Die Villa mit ihrer aufwendigen Innen- und Außengestaltung zählt zu den letzten nahezu authentisch erhaltenen Bauwerken dieser Art nördlich von Graz.

Nach einigen Eigentümerwechseln geriet das Objekt im Laufe der Zeit in einen substanzbedrohenden Zustand. Bis schlussendlich 2015 der Anwalt Mag. Hans Georg Popp das Gebäude erwarb und den erfahrenen Restaurator Peter Meder zu einem weiteren Spätwerk überreden konnte.
Seit der Restaurierung und Gesamtrenovierung, welche in weniger als einem Jahr durchgeführt wurde, wird das Haus als Rechtsanwaltskanzlei genutzt.

Das Gebäude weist an der Fassade verschiedene Gestaltungselemente der Jahrhundertwende auf, wie eine historistische Fassadengliederung, eine Dachzonenausbildung und Holzveranden im Heimatstil. Außerdem florale Ornamentik des Jugendstils in diversen Metallarbeiten sowie im Sturzbereich eines Doppelfensters, aber auch bei der mehrschlägigen Schablonenmalerei im Stiegenaufgang, welche von Peter Meders Ehefrau Brunhilde Meder-Weitzl vorbildlich restauriert wurden.

Holzdecken und eine Treppenanlage aus unterschiedlichen Holzsorten, Wiener Kastenfenster mit Rollläden und bunt durchgefärbte Betonfliesen runden die gelungene Gestaltung ab. •

 

Fotos: © Katarina Pashkovskaya

Dreiseithof Weitzer Bezirk Hartberg Fürstenfeld

Gemeinde: Feistritztal
Kaibling 35, 8221 Feistritztal
Eigentümer: Christine & Manfred Weitzer

Schon im Jahr 1427 wurden die Weingärten am Kaibingberg urkundlich erwähnt. Spätestens im 17. Jahrhundert entstand an der Westflanke des Kaibingberges eine Kellerzeile, woran sich bergseitig zu jedem einzelnen Keller ein dazugehöriger Weingarten anschloss, der von Weinbauern bewirtschaftet wurde. Einzelne Keller wurden jedoch erweitert und zur ersten erwähnten Keuschensiedlung in Kaibing. 

Der Dreiseithof wurde 2012 von Manfred und Christine Weitzer erworben und in Etappen liebevoll renoviert.

Desolate Bauteile wurden entfernt. Eine notwendige Dachsanierung folgte. Von der vorhandenen Wienertaschen-Deckung konnte ein Drittel der Dachziegel wiederverwendet werden. Der Rest wurde als Altziegelmaterial zugekauft. Danach folgte die Trockenlegung.

Um einer eventuellen Hangrutschung vorzubeugen wurde bergseitig die Böschung abgegraben und das Haus mittels einer Steinmauer gesichert.

In allen Erdgeschoß-Räumen mit Ausnahme der Stube, in welcher der Boden aus Lärchenholz noch erhaltenswert war, wurden Altziegelböden verlegt. Die vorhandenen Gewölbe wurden renoviert und neue Grazerstock-Fenster nach historischem Vorbild eingebaut. Bei der gesamten Renovierung wurde größter Wert auf Verwendung traditioneller Materialien und Umsetzung in handwerklicher Tradition gelegt, um den ursprünglichen Charakter der Hofanlage wiederherzustellen. •

 

Fotos: © Katarina Pashkovskaya

Raithaus Bezirk Leoben

Marktgemeinde Vordernberg
Hauptstraße 110, 8794 Vordernberg
Eigentümer: Verein der "Freunde des Radwerks IV"

Erzherzog Johann stellte 1828 den Antrag auf Errichtung einer „Lehrkanzel für Berg- und Hüttenkunde“, welcher 1829 von Kaiser Franz I. genehmigt wurde.
Die Kuratoren empfahlen für ein praxisnahes Fachstudium Vordernberg – wegen der Nähe zu Bergbau und Hüttenbetrieben – als bestgeeigneten Standort.

Von 1838 bis 1840 wurde das Lehrgebäude im Zentrum Vordernbergs gebaut und nach Plänen des ersten berufenen Professors Peter Tunner eingerichtet. Kurz darauf wurde im hinteren Bereich der Außenanlage neben dem Raithaus der Markscheidepavillon errichtet, wo sich die Studierenden mit dem Vermessungswesen vertraut machten. Ab 1848 war der Ansturm der Studenten derart groß, dass der Standort nach Leoben verlegt werden musste. Dort entwickelte sie sich über die K&K Bergakademie und die Montanistische Hochschule zur heutigen Montanuniversität.

Das ehemalige Lehrgebäude in Vordernberg wurde von der Radmeister-Communität erworben, die dort ihre Verwaltung einrichtete. Seit damals wird es „Raithaus“ genannt (raiten heißt rechnen). Von 1899 bis 1992 war es im Besitz der Österreichisch Alpine Montangesellschaft und in deren Nachfolge der VOEST-ALPINE AG.
Ab 1992 gab es mehrere Eigentümerwechsel. 2014 erwarb der Verein „Freunde des Radwerks IV in Vordernberg“ das Gebäude. Nach 20 Jahren Wartungsstau war es nun allerhöchste Zeit für eine Renovierung.

Dem unermüdlichen Einsatz des Vereins mit ihrem Präsidenten Univ.-Prof. Dr. Herbert Hiebler ist es zu verdanken, dass das Gebäude als Veranstaltungsort für Fachvorträge und Seminare sowie als Wohnhaus einen Weg in die Zukunft gefunden hat. •

 

Fotos: © Katarina Pashkovskaya

Schloss Schwarzenegg Wildon

Gemeinde: Wildon
Schwarzeneggweg 1, 8410 Kainach bei Wildon
Bauherr: Gerhard Frizberg

Gernhard Frizberg ist in alten Mauern groß geworden. Seine Eltern haben den Marienhof in Afram, dessen frühe Bauphase bis ins Spätmittelalter zurückreicht, 1955 erworben. Der Vater habe „ein gutes Händchen“ für historische Bauten gehabt, erzählt Bernhard Frizberg. Das Schloss Schwarzenegg in Wildon ist ihm sozusagen „passiert“. Ursprünglich interessiert an den dazugehörigen land- und forstwirtschaftlichen Grundstücken, hat er sich im Jahr 2011 entschlossen, auch das Renaissanceschloss zu kaufen, das anfangs von der früheren Besitzerin bewohnt worden ist. Während der anschließenden, vierjährigen Vermietung der verwendbaren Gebäudeteile an eine alternative Wohngemeinschaft, mit dem Auftrag der Heizung, Lüftung und Pflege des Anwesens, hat Frizberg Gelegenheit gehabt, sich über die weitere Nutzung Gedanken zu machen.

Dass in den historischen Räumen Wohnungen entstehen sollten, war schon früh klar. Die größte Herausforderung sei gewesen, das Schloss, das 400 Jahre lang jeweils als Wohnsitz für eine einzige Familie gedient hatte, nun in eine Mehrzahl von Wohnungen zu unterteilen. Das bedeutet: moderne Infrastruktur, zeitgemäße Grundrissgestaltung und statt einer nun 17 Küchen. Die Gesamtplanung erfolgte durch einen befreundeten Architekten, der jedoch plötzlich verstarb, kurz bevor die letzte behördlich Bewilligung eintraf. Bernhard Frizberg nahm die Sache selbst in die Hand und brachte sich umfassend ein, woraus naturgemäß eine größere Bindung zum Projekt entstand, als ursprünglich geplant gewesen war. Frizberg berichtet über ein gutes Einvernehmen mit der Bauleitung, den Professionisten und dem Denkmalamt, das sich im Grunde nur beim Umbau des dreigeschoßigen Schlosses einschalten sollte, denn der ebenerdig angeschlossene Bau steht nicht unter Denkmalschutz. Längere Verhandlungen  gab es beim Umbau des barocken Stiegenhauses, in dem für barrierefreies Wohnen ein Lift untergebracht werden musste. Der Prämisse   des Denkmalamtes getreu, dass in historische Gebäude nur integriert werden darf, was auch reversibel ist, hat man im zweiten Obergeschoß in einigen Wohnungen für den Nassbereich Boxen eingebaut, die bei anderer Widmung wieder herausgenommen werden können.

Während der eineinhalb Jahre dauernden Bauphase habe sich ein vom Denkmalamt geforderter restauratorischer Begleiter laufend von den Baufortschritten überzeugt, jede Kleinigkeit sei abgestimmt worden, schildert Frizberg: die Materialien, die Farbgestaltung, die Sanierung der Böden, der Holzdecken, der Fenster, der Säulen, der Geländer und der Fassade.  Besonders geglückt sei die Arkadenöffnung an der Westfront, die jahrhundertelang zugemauert war, nun aber wieder in den ursprünglichen Zustand des 17. Jahrhunderts gebracht wurde. Auch die eigenen Ideen des Bauherrn forderten Kreativität: So wollte Bernhard Frizberg die historischen Ziegel des Dachbodens für die Pflasterungen der Arkadengänge verwenden, wozu man erst eine spezielle Art der Oberflächenbehandlung finden musste. Vom Ausbau des Dachbodens nahm man letztlich Abstand, weil von den 400 Quadratmetern verfügbarer Fläche nur 40 Quadratmeter genehmigt worden wären – abgesehen davon hätte sich die Dachstuhlkonstruktion für einen Ausbau ohnehin nicht besonders geeignet, ergänzt Frizberg.

2017 war der Umbau fertig, alle 16 Wohnungen sind vermietet. Weil die Förderung an den späteren Mietpreis gebunden ist, sind die Wohnungen mit einem Quadratmeterpreis von rund 10 Euro durchaus erschwinglich. „Mutig“ sei die Entscheidung für den Umbau nachträglich betrachtet gewesen, immerhin war Frizberg bei Baubeginn schon über 60 Jahre alt und bis zum Ende der Förderperiode werde er schon in den Achtzigern sein. Insgesamt hat er drei Millionen Euro in den Umbau investiert, rund ein Drittel davon waren Förderbeträge, vor allem aus der Wohnbauförderung für die Schaffung von Wohnraum. Die Förderhöchstgrenze pro Quadratmeter vermieteter Wohnfläche liegt hier bei rund 1.400 Euro, wovon auf 15 Jahre ein 45-prozentiger Annuitätenzuschuss vom Land Steiermark gezahlt wird. Für baukulturell wertvolle Gebäudeteile wie die Arkaden gab es Förderungen aus dem Revitalisierungsfonds. Das Denkmalamt hat 8.000 Euro für eine historische Untersuchung bezuschusst, die letztlich 18.000 Euro gekostet hat, aber dennoch wertvolle Erkenntnisse etwa über die Bausubstanz, die Eigenschaft des Verputzes oder die Entstehungszeit der jeweiligen Gebäudeteile gebracht hat. Eine solche Untersuchung empfiehlt Frizberg insbesondere bei Objekten, die mehrmals den Besitzer gewechselt haben, und man zum Beispiel wegen eines plötzlich auftauchenden Freskos nicht für Wochen die Bauarbeiten unterbrechen will. Auf Überraschungen stößt man dennoch laufend, gibt der Notar zu. So war es notwendig, zum Keller hin eine Decke zu öffnen und neu einzuziehen, weil die Statik nicht mehr gegeben war.

An der Ostseite  des Gebäudes war früher eine Kapelle angebaut. Dort ist nun ein einnehmender geistlich-weltlicher Bereich entstanden: Es gibt einen kleinen Saal mit Cateringküche, der für Veranstaltungen gemietet werden kann, und eine kleine Kapelle mit schwarz-weißem, teilrestauriertem (die weißen Platten konnten erhalten werden, die schwarzen Platten wurden neu zugeschnitten) Boden, hell gebeiztem barocken Chorgestühl und einem einfachen, aber nicht minder wirkungsvollen Quader für den Altar aus einem Steinbruch aus der Gegend. Die modernen, farbenfrohen Altarbilder mit an die Jagd angelehnten Motiven – Frizberg selbst ist überzeugter Jäger - hat der Grazer Maler Gottfried Pengg-Auheim gestaltet. Linkerhand befindet sich die Wachsbüste von Baron Ferdinand von Maschwander aus dem Jahr 1636, der Schloss Schwarzenegg in die derzeitige Form umbauen ließ. Auch der Herr Baron steht unter Denkmalschutz. •

 

Fotos: © Marija Kanizaj