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Schloss Schwarzenegg Wildon

Gemeinde: Wildon
Schwarzeneggweg 1, 8410 Kainach bei Wildon
Bauherr: Gerhard Frizberg

Gernhard Frizberg ist in alten Mauern groß geworden. Seine Eltern haben den Marienhof in Afram, dessen frühe Bauphase bis ins Spätmittelalter zurückreicht, 1955 erworben. Der Vater habe „ein gutes Händchen“ für historische Bauten gehabt, erzählt Bernhard Frizberg. Das Schloss Schwarzenegg in Wildon ist ihm sozusagen „passiert“. Ursprünglich interessiert an den dazugehörigen land- und forstwirtschaftlichen Grundstücken, hat er sich im Jahr 2011 entschlossen, auch das Renaissanceschloss zu kaufen, das anfangs von der früheren Besitzerin bewohnt worden ist. Während der anschließenden, vierjährigen Vermietung der verwendbaren Gebäudeteile an eine alternative Wohngemeinschaft, mit dem Auftrag der Heizung, Lüftung und Pflege des Anwesens, hat Frizberg Gelegenheit gehabt, sich über die weitere Nutzung Gedanken zu machen.

Dass in den historischen Räumen Wohnungen entstehen sollten, war schon früh klar. Die größte Herausforderung sei gewesen, das Schloss, das 400 Jahre lang jeweils als Wohnsitz für eine einzige Familie gedient hatte, nun in eine Mehrzahl von Wohnungen zu unterteilen. Das bedeutet: moderne Infrastruktur, zeitgemäße Grundrissgestaltung und statt einer nun 17 Küchen. Die Gesamtplanung erfolgte durch einen befreundeten Architekten, der jedoch plötzlich verstarb, kurz bevor die letzte behördlich Bewilligung eintraf. Bernhard Frizberg nahm die Sache selbst in die Hand und brachte sich umfassend ein, woraus naturgemäß eine größere Bindung zum Projekt entstand, als ursprünglich geplant gewesen war. Frizberg berichtet über ein gutes Einvernehmen mit der Bauleitung, den Professionisten und dem Denkmalamt, das sich im Grunde nur beim Umbau des dreigeschoßigen Schlosses einschalten sollte, denn der ebenerdig angeschlossene Bau steht nicht unter Denkmalschutz. Längere Verhandlungen  gab es beim Umbau des barocken Stiegenhauses, in dem für barrierefreies Wohnen ein Lift untergebracht werden musste. Der Prämisse   des Denkmalamtes getreu, dass in historische Gebäude nur integriert werden darf, was auch reversibel ist, hat man im zweiten Obergeschoß in einigen Wohnungen für den Nassbereich Boxen eingebaut, die bei anderer Widmung wieder herausgenommen werden können.

Während der eineinhalb Jahre dauernden Bauphase habe sich ein vom Denkmalamt geforderter restauratorischer Begleiter laufend von den Baufortschritten überzeugt, jede Kleinigkeit sei abgestimmt worden, schildert Frizberg: die Materialien, die Farbgestaltung, die Sanierung der Böden, der Holzdecken, der Fenster, der Säulen, der Geländer und der Fassade.  Besonders geglückt sei die Arkadenöffnung an der Westfront, die jahrhundertelang zugemauert war, nun aber wieder in den ursprünglichen Zustand des 17. Jahrhunderts gebracht wurde. Auch die eigenen Ideen des Bauherrn forderten Kreativität: So wollte Bernhard Frizberg die historischen Ziegel des Dachbodens für die Pflasterungen der Arkadengänge verwenden, wozu man erst eine spezielle Art der Oberflächenbehandlung finden musste. Vom Ausbau des Dachbodens nahm man letztlich Abstand, weil von den 400 Quadratmetern verfügbarer Fläche nur 40 Quadratmeter genehmigt worden wären – abgesehen davon hätte sich die Dachstuhlkonstruktion für einen Ausbau ohnehin nicht besonders geeignet, ergänzt Frizberg.

2017 war der Umbau fertig, alle 16 Wohnungen sind vermietet. Weil die Förderung an den späteren Mietpreis gebunden ist, sind die Wohnungen mit einem Quadratmeterpreis von rund 10 Euro durchaus erschwinglich. „Mutig“ sei die Entscheidung für den Umbau nachträglich betrachtet gewesen, immerhin war Frizberg bei Baubeginn schon über 60 Jahre alt und bis zum Ende der Förderperiode werde er schon in den Achtzigern sein. Insgesamt hat er drei Millionen Euro in den Umbau investiert, rund ein Drittel davon waren Förderbeträge, vor allem aus der Wohnbauförderung für die Schaffung von Wohnraum. Die Förderhöchstgrenze pro Quadratmeter vermieteter Wohnfläche liegt hier bei rund 1.400 Euro, wovon auf 15 Jahre ein 45-prozentiger Annuitätenzuschuss vom Land Steiermark gezahlt wird. Für baukulturell wertvolle Gebäudeteile wie die Arkaden gab es Förderungen aus dem Revitalisierungsfonds. Das Denkmalamt hat 8.000 Euro für eine historische Untersuchung bezuschusst, die letztlich 18.000 Euro gekostet hat, aber dennoch wertvolle Erkenntnisse etwa über die Bausubstanz, die Eigenschaft des Verputzes oder die Entstehungszeit der jeweiligen Gebäudeteile gebracht hat. Eine solche Untersuchung empfiehlt Frizberg insbesondere bei Objekten, die mehrmals den Besitzer gewechselt haben, und man zum Beispiel wegen eines plötzlich auftauchenden Freskos nicht für Wochen die Bauarbeiten unterbrechen will. Auf Überraschungen stößt man dennoch laufend, gibt der Notar zu. So war es notwendig, zum Keller hin eine Decke zu öffnen und neu einzuziehen, weil die Statik nicht mehr gegeben war.

An der Ostseite  des Gebäudes war früher eine Kapelle angebaut. Dort ist nun ein einnehmender geistlich-weltlicher Bereich entstanden: Es gibt einen kleinen Saal mit Cateringküche, der für Veranstaltungen gemietet werden kann, und eine kleine Kapelle mit schwarz-weißem, teilrestauriertem (die weißen Platten konnten erhalten werden, die schwarzen Platten wurden neu zugeschnitten) Boden, hell gebeiztem barocken Chorgestühl und einem einfachen, aber nicht minder wirkungsvollen Quader für den Altar aus einem Steinbruch aus der Gegend. Die modernen, farbenfrohen Altarbilder mit an die Jagd angelehnten Motiven – Frizberg selbst ist überzeugter Jäger - hat der Grazer Maler Gottfried Pengg-Auheim gestaltet. Linkerhand befindet sich die Wachsbüste von Baron Ferdinand von Maschwander aus dem Jahr 1636, der Schloss Schwarzenegg in die derzeitige Form umbauen ließ. Auch der Herr Baron steht unter Denkmalschutz. •

 

Fotos: © Marija Kanizaj