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Burg Neuhaus Stubenberge am See

Gemeinde: Stubenberg am See
8223 Stubenberg 55
Bauherr: Vetter von der Lilie

Im Jahre 1982 kaufte die Familie Vetter von der Lilie die Burgruine Neuhaus bei Stubenberg mit dem Ziel, dieses historische  Kulturdenkmal zu retten und wieder zum Leben zu erwecken. Berufsbedingt war das nur in den Sommermonaten möglich.

Der Sage nach lebten auf Burg Neuhaus einst drei liderliche Brüder, Raufbolde und Leuteschinder, die, nachdem sie dem Stubenberger Pfarrer Messwein gestohlen hatten, betrunken in den Burghof torkelten, um den Zwingerhunden den Rest des geweihten Osterfleisches vorzuwerfen. Und das, während die Leute in der Kirche saßen und den Ostersonntag feierten. Als die Glocken zu Stubenberg läuteten, erbebte die Burg in ihren Grundfesten, ein Blitz schlug ein, tötete die Brüder und setzte die Burg in Flammen. Die wahre Geschichte war profaner: Es stimmt, dass die Burg mehrmals abgebrannt ist, wieder aufgebaut wurde und zuletzt nur eine Ruine zurückblieb. Bis 1982, als Karl und Ingrid Vetter von der Lilie diese kauften. Weil die bis zu 4,50 Meter dicken Mauern das Gebäude nicht ganz verfallen ließen und ein zu Rate gezogener Statiker lapidar meinte: „Es wird schon nicht einstürzen“, wagte das Ehepaar mit seinem damals noch kleinen Sohn das Projekt Revitalisierung.

Die vordringlichste Aufgabe bestand hierbei darin, den Bewuchs und den bis zu fünf Meter hohen Schutt aus dem Inneren des Gebäudes zu entfernen, was händisch erfolgen musste. Sodann erfolgte die statische Absicherung der Außenwände, wobei es sich im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt als notwendig erwies, über dem ersten und dem zweiten Obergeschoß statt der ursprünglichen Gewölbe aus Bruchsteinen Betondecken einzuziehen und in den Außenwänden zu verankern. Dem folgte die Wiedererrichtung eingestürzter Mauerteile, wobei den denkmalpflegerischen Vorgaben unter Erhaltung der historischen Bausubstanz besondere Beachtung zu schenken war. Parallel dazu erfolgte der schrittweise Ausbau der Zimmer, wobei die Sanitärräume die größte Herausforderung darstellten.
Karl Vetter von der Lilie war als Diplomat in vielen Ländern Europas tätig, die Bauarbeiten konnten daher meist nur in den Sommerferien stattfinden. Wie die Burg früher ausgesehen hatte, ist nur auf einem Stich aus dem Jahr 1680 überliefert, alte Baupläne konnten auch in Grazer Archiven nicht aufgefunden werden. Die Pläne ergaben sich aber letztlich von selbst. „Wenn man in und mit dem Gebäude lebt, fallen einem viele Dinge auf, wie es gewesen sein musste“, sagt Vetter von der Lilie.   
Ab dem dritten Jahr wohnte die Familie bereits in der Burg, „sehr primitiv“ anfangs in nur einem Raum mit Bad. Wasser gab es schon, Strom noch provisorisch, es war noch immer eine Ruine ohne Dach. Nach einigen Jahren, die Familie war im Ausland, rief der Landeskonservator an und meinte, das Priesterseminar in Graz werde umgebaut und ein Teil des alten Dachstuhls sei zu haben. Mit viel Mühe wurde dieser auf die Burg transportiert, doch letztlich passte er nicht, die aufwändigen Vorarbeiten waren umsonst. Hals über Kopf musste eine neue Entscheidung getroffen werden. Im Einvernehmen und mit finanzieller Unterstützung des Bundesdenkmalamtes kam letztlich ein moderner Dachstuhl in der auf alten Ansichten belegten Form auf das Gebäude.

In der Steiermark gibt es zwar noch gute Handwerker, sie zu finden sei aber nicht einfach gewesen, erzählt Karl Vetter von der Lilie. Generalunternehmer gab es keinen, von dem einen oder anderen Bauunternehmen habe man sich verabschiedet. „Auch einen Architekten konnten wir uns sparen – dieser war bereits vor 650 Jahren hier!“, sagt Vetter von der Lilie. Weil das Mauern mit Steinen heute nicht mehr gehandhabt wird, waren es oft pensionierte Maurer, die aushalfen. Es durfte kein Zement verwendet werden, recht aufwendig war auch der Verputz, den man nur mit der Kelle auftragen durfte. Neben dem Bundesdenkmalamt (Dach) leistete auch der „Fonds zur Revitalisierung historisch bedeutender Baudenkmäler“ des Landes Steiermark finanzielle Unterstützung. Auch wenn diese Landesförderung nur zehn Prozent der tatsächlichen Summe übernommen hatte, sei diese ein sehr wichtiger Betrag gewesen, betont Karl Vetter von der Lilie.

Heute, fast 40 Jahre nach dem Ankauf, ist die Revitalisierung weitgehend abgeschlossen. In den Sommermonaten stehen sogar drei Apartments zur Vermietung zur Verfügung, die Mieteinnahmen fließen umgehend wieder in die Burg. Auf die Frage, wie viel insgesamt investiert wurde, antwortet der Burgherr lachend: „Wir machen ja gelegentlich Führungen. Da sage ich immer: ,Sie können mich alles fragen, nur zwei Dinge nicht: Wann wir fertig werden und wie viel es gekostet hat. Ich weiß beides nicht.“ Etwa zwei Jahre lang habe er Buch geführt, dann aufgehört. „Fakt ist, dass wir keinen einzigen Euro Schulden haben. Wir hatten am Anfang nur einen Bausparvertrag.“ •

 

Fotos: © Marija Kanizaj