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Von wegen Steinhart - Steinmetze

Stein ist ein empfindlicheres Material, als man zu glauben vermag. Unsachgemäße Behandlung verträgt er gar nicht. Gerade bei Revitalisierungsarbeiten ist Stein oft alternativlos. Das Steinmetz-Handwerk erlebt hier gerade eine neue Renaissance.

 

Manches Mal geht es beim Restaurieren auch darum, zu sehen, was andere nicht sehen. Dass im Boden etwa ein wertvoller Mosaikterrazzo eingelegt ist, der erhalten gehört. Bei dieser alten Steinmetztechnik werden verschiedenfarbige Steinkörner eingestreut und eingewalzt, bis sich die Steine richtig legen, dann wird er so lange geschliffen, bis es eine glatte Oberfläche ergibt. Besonders wertvoll ist dieser Boden, wenn mit den mehrfarbigen Steinen Muster gelegt sind. Für diese Handarbeit, für die es in Venedig sogar noch eine Terrazzoschule gibt, zahlt man neu rund 500 Euro pro Quadratmeter.

Steinarbeiten denkmalgerecht zu restaurieren, das bedeutet für den Innungsmeister der Steinmetze, Franz Reinisch, sie so zu verrichten, dass es aussieht wie das Original. Im Idealfall mit genau den Original-Materialien – was nicht immer einfach ist, weil Steinbrüche, die im 17. Jahrhundert Material lieferten, heute oft nicht mehr existieren. Doch bei einem guten Steinmetz verhalte es sich wie beim Haubenkoch, sagt Reinisch: Der weiß auch beim Blick auf seine Zutaten, was er daraus machen wird. Und wie der Koch heißt es auch beim Steinmetz: Das Material will mit Liebe behandelt werden. Frost oder Wasser beispielsweise setzen dem Stein arg zu. Auf Steinböden geklebter Parkett kann sogar stark dazu führen, dass der Stein morsch wird, denn auch Stein braucht Luft zum Atmen. Wenn die Steinstruktur beschädigt ist, können Steinmetzarbeiten aufwändig werden. Darum gilt es, Stein-Restaurierungsarbeiten von einem geübten Steinmetz durchführen zu lassen, der darauf achtet, dass das Material auch künftig vor schädlichen Einflüssen bewahrt wird.

Oft gibt es keine Alternativen zum Marmor und Co. Ist am Haus ein Barockbalkon angebracht, wird man ihn nicht durch Holz ersetzen können. Steinmetze sind mit ihrer alten Handwerkstechnik heute vor allem im sakralen Bereich oder bei der Restaurierung von historischen Gebäuden, meist im Besitz der öffentlichen Hand, im Einsatz. Allein die Instandhaltung der Steinarbeiten am Wiener Stephansdom kosten jährlich 2,2 Millionen Euro. Hier gilt es, die Umwelteinflüsse wie Regen, Feuchtigkeit und Frost – und damit Moose und Flechten -, aber auch Taubenkot zu beseitigen, um die Bausubstanz vor Schäden zu bewahren. Nicht selten lautet die Herausforderung, Historisches und Neues zu vereinen, etwa unter einen historischen Steinboden eine Fußbodenheizung zu legen, wie es der Grazer Steinmetzmeister Joachim Kaindlbauer im Grazer Franziskanerkloster umsetzte. Solche Baumaßnahmen seien seitens des Denkmalamtes zwar nicht gern gesehen, aber oft erforderlich, erklärt Kaindlbauer. Im konkreten Fall bedeutete dies, den historischen Boden durchzunummerieren, vorsichtig zu entfernen, einen Unterbau herzustellen und die Steine wieder im ursprünglichen Zustand zu verlegen.

Es kommen dabei die alten Handwerkstechniken zum Zug, Oberflächen werden mit dem „Billhammer“ oder dem „Zahneisen“ bearbeitet, es gilt, das Original nachzuahmen, wobei historische Bearbeitungsspuren sehr wohl erhalten bleiben sollen. Da Steinelemente etwa bei Säulen auch statische Funktion haben, ist besonders darauf zu achten, dass das Material nicht schadhaft ist. Gerade bei Portalen können die Steinmetzarbeiten aufwendig werden, wenn es darum geht, komplette Stufenanlagen abzutragen, den Untergrund neu herzustellen und wieder in den Originalzustand zu versetzen, erklärt Kaindlbauer, dessen Vater 1963 das Familienunternehmen gegründet und sich schon früh auf die Restaurierung historischer Bauten konzentriert hat. Mittlerweile kommen immer mehr Aufträge von Privatpersonen, die sich um ihre historische Bausubstanz ihrer Gebäude sorgen. Eine immer wiederkehrende Tätigkeit ist dabei die Instandsetzung von Gebäudesockeln, oftmals aus Kalkstein oder Marmor, die seinerzeit eingesetzt wurden, um das dahinterliegende Ziegelmauerwerk zu schützen. Durch die Jahre, durch Salz oder Hundeurin wurde der Sockel in Mitleidenschaft gezogen oder Asphalt zu nah an den Sockel aufgebracht, sodass dieser nicht atmen oder austrocknen konnte und somit Schaden genommen hat.

Um den historischen Wert von Steinarbeiten zu erheben oder die notwendigen Maßnahmen zur Restaurierung abzuschätzen, braucht es das geübte Auge des Steinmetzes, sagt Innungsmeister Franz Reinisch. Und auch das Wissen, wo ähnliches Steinmaterial zu finden ist, wenn das Originalmaterial nicht mehr verfügbar ist. „Grazer Kalk“ vom Schöckl, mit dem im Umkreis von Graz anno dazumal viel gearbeitet wurde, ist nicht mehr verfügbar, als Alternative wird etwa der französische Stein Breccia Nouvelle eingesetzt. Ab und zu finden sich in der Nähe alter historischer Bauten noch kleinere Steinhäufen, die Material für die Restaurierung liefern können. Alternativen finden sich auch auf Steinmessen in Verona oder in Nürnberg. Auf keinen Fall sollte an historischem Gestein „herumgemurkst“ werden, etwa ein Boden abgeschliffen oder versiegelt werden, sagen die Steinmetzmeister Reinisch und Kaindlbauer unisono. Beim Stein verhalte es sich wie bei einem historischem Möbel: Mit Abbeizen oder Drüberschleifen macht man mehr kaputt als gut, kulturelle historische Elemente – beim Stein etwa der gepillte oder gezahnte Charakter - gehen dabei verloren. •

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