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Johann Reisenhofer ist Bauunternehmer und Stuckateurmeister geworden, weil er gerne mit den Händen arbeitet. Er wuchs auf mit zwei Großvätern, der eine war Schmiede-, der andere Tischlermeister. Von ihnen hat er gelernt, wie man Dinge wirtschaftlich reparieren oder herstellen kann. Nun hat er diese und seine später gelernten Fertigkeiten, mit denen er als Unternehmer erfolgreich ist, für eigene Zwecke eingesetzt: Er restaurierte ein Stadthaus in Gleisdorf, Baujahr um 1885. Es war Liebe auf den ersten Blick: „Um ein Uhr habe ich das Haus besichtigt und um drei Uhr den Kaufvertrag unterschrieben“, erzählt Reisenhofer.
2011 hat er das Jugendstilhaus, in dem früher eine Sattlerei untergebracht war, erworben und in nur einem Jahr revitalisiert: 1200 Stunden wendete der Maler für das Schleifen und Streichen von Fenstern und Türen auf, es wurden mühevoll die Mauern langfristig vor aufsteigender Feuchtigkeit geschützt, dezent eine Wärmedämmung angebracht, Fischgrät-Parkettböden verlegt und mit stilvollen Stuckarbeiten verziert, Reisenhofer ist ja auch Stuckateurmeister. Sogar den Hof hat er mit speziell aufbereitetem, nicht staubendem Kies gestaltet: Das Gesamtbild sollte das Gefühl vermitteln, als habe sich in den letzten hundert Jahren fast nichts verändert. Das ist ihm gelungen. Als schönstes Kompliment sieht er die Frage eines befreundeten Architekten, der nach Fertigstellung meinte: „Und was hast du da jetzt gemacht?“
Pläne vom Haus gab es keine. Reisenhofer habe aber, so erzählt er, ein gutes Vorstellungsvermögen: Schon beim ersten Gang durch ein Objekt hat er ein Bild, wie alles nach der Restaurierung aussehen soll. Ob er das Stadthaus auch restauriert hätte, wäre er nicht vom Fach gewesen? „Das kann man so nicht beantworten. Letztlich ist es eine Frage der Möglichkeiten. Mir jedenfalls war die Mühe nicht zu viel.“ Viele neu gebaute Häuser seien schlichtweg Kompromisse, betont Reisenhofer. „Mein Zugang ist, dass Architektur den Menschen dienen muss. Wenn es optisch noch etwas hergibt, ist es noch besser.“ Alte Häuser, findet der Baumeister, wurden „dienlich“ gebaut, alles hatte Zweck und Bestimmung und damit fiel ihm auch die Wiederherstellung des Alten nicht schwer. „Vorher-Fotos“ gibt es übrigens keine. Reisenhofer wollte nicht daran erinnert werden, in welch schlechtem Zustand das Haus mit seinem undichten Dach war.
Weil er alle Gewerke entweder selbst bedienen konnte oder sonst gute Handwerksbetriebe an der Hand hatte, war es für Reisenhofer nie Thema, die richtigen Männer und Frauen für die Restaurierung zu finden. Was würde er jemandem empfehlen, der vor genau dieser Aufgabe steht und nicht vom Fach ist? „Erst einmal bedeutet teuer nicht gleich gut. Und zweitens müssen sich die Handwerker mit dem Objekt auseinandersetzen. Wenn sie das, was sie zu tun gedenken, dann auch noch so erklären, dass man es versteht, sind schon einmal gute Voraussetzungen gegeben“, sagt der Innungsmeister. Ein „Denken nach Ö-Norm“ habe bei der Restaurierung jedenfalls keinen Platz: Es geht beim Altbausanieren oftmals um geschickte Lösungen, die nicht unbedingt teuer sein müssen. In seinem Fall habe der Tischler am einen Fenster oder der anderen Tür eine handwerkliche Lösung finden müssen, damit sie weiterhin einsetzbar blieben. Reisenhofer ließ in England Zementfliesen gießen, „schaut ein bisschen aus wie in der Gleisdorfer Kirche“, betont er schmunzelnd. Das Stiegenhaus („es ist ein sportliches Haus mit vielen Treppen“) dekorierte er mit Stuck, der im Original nicht vorhanden war. >
Ohne einen Architekten, der mit alten Gebäuden Erfahrung hat, würde selbst Reisenhofer so ein Bauprojekt nicht beginnen. Als weiteren wichtigen Aspekt nennt er die Malerarbeiten. „Das mit den richtigen Farben ist nicht zu unterschätzen, da sollte man sich auskennen. Es ist wie in einem tollen Kleidungsstück: Es geht um die richtige Kombination, weniger ist oft mehr.“ Förderungen hat er keine in Anspruch genommen. „Da hätte vielleicht nur jemand mitreden wollen“, sagt er und lacht. Das Wohngefühl in seinem Stadthaus beschreibt er jedenfalls als „klasse“, besonders dann, wenn im Winter die Eisblumen am Fenster gefrieren. •