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Dachdeckerarbeiten sind nicht nur witterungsbedingt herausfordernd. Spenglermeister Helmut Schabauer berichtet von seinen Arbeiten am Grazer Opernhaus, das er zwischen 1982 und 2016 mehrmals teilsaniert und mit neuem Anstrich versehen hat. Hier galt es, die Arbeiten mit dem Probenplan abzustimmen, den Ausführungszeitplan konnte man einhalten. Bei der Dachsanierung des Franziskanerklosters stand er gleich vor zwei Herausforderungen: Aufgrund des schlechten Zustandes der Ziegeldacheindeckung konnte allerdings in Abstimmung mit der Altstadtsachverständigenkommission nur mehr ein geringer Teil der historischen Dachziegel bei der Dachsanierung wiederverwendet werden. Eine Sonderlösung verlangte zudem die Gaupenverblechung samt Photovoltaikanlage und Fassade. Dachdecker- und Spenglermeister Helmut Kocher, Obmann des steirischen Qualitätsverbandes „So macht man Dach!“, erzählt von der Restaurierung des Dachreiterturmes am Grazer Landhaus, bei dem das Denkmalamt angeordnet hatte, man dürfe die enorm aufwändig gestaltete Renovierung – unzählige Bleche wurden ausgetauscht und alle Fensteröffnungen erneuert - nach geschehener Arbeit nicht sehen. Kocher war bei diesem Projekt wichtig, Reparaturarbeiten aus früheren Zeiten, die funktionstüchtig waren, nicht zu überarbeiten, um diese Arbeitstechniken als Zeitzeugnis zu erhalten. >
Im Spannungsfeld zwischen alten Bauweisen und Handwerkstechniken und heutigen normgerechten Anforderungen gilt es, die Tücken der Bauphysik zu erkennen und allfällige Probleme zu lösen, nicht zuletzt müssen die Vorgaben des Bundesdenkmalamts erfüllt werden. Manche der Handwerkstechniken sind aus dem modernen Berufsbild im Dachdecker- und Spenglerhandwerk überhaupt schon verschwunden, es sind interessierte Experten wie Helmut Kocher und Helmut Schabauer, die die Fähigkeiten und historischen Arbeitstechniken an die nächste Generation weitergeben. Kocher, selbst auch etwa sammelt seit den 1980er-Jahren Fachbücher, alte Zeichnungen und Muster im Dachdecker- und Spenglerhandwerk, die bis auf das 18. Jahrhundert zurückgehen. Auch die Landesinnung bietet in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt Fachausbildungen an. „Es bedarf sehr viel Wissen und handwerkliches Können, um ein historisches Gebäude so zu sanieren, dass letztlich ein Zeitzeugnis aus vergangenen Epochen, sowohl für die heutige Generation als für die Nachwelt, erhalten bleibt“, sagt Helmut Kocher.
Wer vorhat, ein historisches Gebäude zu kaufen, sollte sich klar sein, dass Umbauarbeiten bei einem alten Gebäude von den Kosten her keinesfalls vergleichbar seien mit einem Neubau, betont Helmut Schabauer. Bei einer Gebäudebesichtigung legen die Experten ihr Augenmerk auf die Bauphysik, die Statik im Allgemeinen, die des Dachstuhls sowie dessen Zustand. Das Dachmaterial samt Verblechungen sollte jedenfalls noch eine vertretbare Nutzungsdauer haben, erklärt Helmut Schabauer. Helmut Kocher ergänzt, dass es für Laien schwierig sei, zu erkennen, welche historischen Teile erhalten und restauriert beziehungsweise welche zustandsbedingt neu hergestellt werden müssten.
Gelöst werden könne jedes Problem, betonen beide unisono, wenn auch aus technischer Sicht – etwa wegen der Unregelmäßigkeit der Dachkonstruktion - mitunter von der heutigen Norm abgewichen werden müsse, worauf man die Auftraggeber aber schriftlich hinweise, betont Helmut Schabauer. Dass es sich aufgrund der Aufwändigkeit und der Sonderlösungen mitunter auf die Kosten auswirken könne, verhehlen beide Handwerksmeister nicht. Metall-Zierornamente in der Dachfläche benötigten enorm viel historisches Fachwissen und Kreativität, die Trennlinie zwischen Handwerk und Kunst verschwinde hier oft, sagt Kocher. Er ist noch immer begeistert von einem Auftrag, bei dem Privatpersonen bereit waren, zu investieren, um vom Team um Helmut Kocher in der Grazer Schmiedgasse zwei historische Kuppeln aus dem 19. Jahrhundert originalgetreu saniert zu bekommen, dafür gab es auch einen Handwerkspreis. Oft sind es auch logistische Herausforderungen, wie der Innungsmeister erzählt. Der neue Turm am Südtirolerplatz musste fünfteilig in einer Werkshalle gefertigt und per Autokran hochgehoben und fixiert werden. Dabei galt es, sehr genau zu arbeiten, damit die einzelnen Turmteile am Dach zusammengesetzt werden konnten. Es funktionierte. •