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Farbe macht lebendig: Der Herzogshof in der Grazer Herrengasse mit seiner bemalten Fassade ist eines der bekanntesten Häuser der Stadt. Das Haus wurde um 1600 zum ersten Mal bemalt, die bestehende Darstellungsform mit griechischen und römischen Göttern stammt aus 1742 vom steirischen Maler Johann Mayer. Egal ob aufwendige Fresken oder stilvolle Wandfarbe: Einem historischen Gebäude ein farblich-neues Gesicht zu geben, verlangt Fachwissen. Steht das Haus unter Denkmalschutz, braucht es zudem den Befund und das Urteil über Untergrund und zu verwendendes Material von Seiten des Bundesdenkmalamtes, sagt Hannes Koudelka, Landesinnungsmeister der Maler. Und hier gilt die Regel: Es muss dasselbe Material mit denselben Eigenschaften und Rohstoffen verwendet werden, wie beim ursprünglichen Untergrund aufgebaut wurde. Was gar nicht geht: Materialien, die nicht der Charakteristik und Besonderheit der historischen Bausubstanz entsprechen, etwa organisches (kunststoffmodifiziertes) Material auf anorganischem Untergrund.
Als Maler-Werkstoffe der vergangenen Jahrhunderte dienten jene Materialien, die vorhanden waren und aus der Natur kamen. Das Wissen um die Zusammensetzung ist überliefert, die Malermeister wissen, wie die Werkstoffe gewonnen, hergestellt und richtig eingesetzt werden. Im Mauerwerkbereich sind das größtenteils mineralische Rohstoffe wie etwa Kalk. Dieser Werkstoff erlebt mit seinen positiven Eigenschaften auch im modernen Wohnbau ein Revival: Richtig eingesetzt wirkt er antibakteriell, also schimmelpilzresistent. Kalk schützt zudem die Bausubstanz, ist mit Erdfarben abgetönt farbecht, dauerhaft und sorgt für ein ausgezeichnetes Wohnklima. In der Vergangenheit wurden zudem Öle, Emulsionen und organische Bindemittel in Verbindung mit Erdpigmenten verwendet. Bei den Techniken wird unterschieden zwischen der Seccotechnik, dem Arbeiten auf trockenem Putz und der Frescotechnik. Dabei wird mit alkalibeständigen Pigmenten in noch nicht abgebundenem, also frischem Kalkputz, gearbeitet. Obwohl schon Jahrhunderte alt sind diese Techniken nicht in Vergessenheit geraten. Manche Branchenvertreter haben sich spezialisiert und arbeiten als Vergolder und Staffierer (das Bemalen und Veredeln – „Fassen“ – verschiedener Oberflächen).
Auch der Tapezierer spielt eine nicht unwesentliche Rolle bei der Revitalisierung und Sanierung von historischen Gebäuden. Was früher groß in Mode war – Wände mit edlen Stoffen zu verkleiden – wird auch heute wieder modern, nicht nur in revitalisierten Gebäuden, sagt Gerhard Kaufmann, Tapezierer und Landesinnungsmeister seiner Branche. Aus England kommend haben Wandverspannungen schon im 13. Jahrhundert auch in Österreich Einzug gehalten. Dabei wird an der Wand eine Vliesschicht befestigt und mit einem Rahmen versehen. Darüber wird der Stoff gespannt und mit einer Zierleiste und kleinen Nägeln befestigt. Als Stoffe eignen sich dabei Goblins oder Satins.
Gerhard Kaufmann und seine Branchenkollegen versehen auch Möbel mit einem neuen Überzug – egal ob Barock, Rokoko oder Jugendstil. Die edlen Stoffe, die er verwendet, kommen aus ganz Europa, vor allem aus Italien, Frankreich, England oder Belgien. Bei der Frage, ob es sich beim geerbten oder gekauften Möbel um ein wertvolles Stück handelt, das den Aufwand des Polsterns auch wirklich lohnt, können Sachverständige oder Tapezierermeister abschätzen. Wertvoll und selten sind auf jeden Fall Stücke aus dem Barock, Rokoko oder der Renaissance. •